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[TC2] Heldentum (Part 1)
Beitrag: #1
vom - [TC2] Heldentum (Part 1)
[Bild: shortstroy4.png]
Part 1


The City aus einem anderen Blickwinkel. Ein neuer Schreibstil und eine neue Shortstory. Dieses Mal dreht sich alles um wahres Heldentum – unter anderem.

Jahr: 14986

The City ist eine gigantische Stadt voller Reichtum, Luxus und Technologie. Jeder der hier lebt, findet mit Leichtigkeit einen Job, um sich und seine Familie zu versorgen. Es gibt keine Gefahren, seien es Naturkatastrophen oder menschliches Fehlverhalten. Seit den heldenhaften Taten heldenhafter Helden vor langer Zeit war diese Stadt ein wahres Paradies für all seine Bewohner.
Dies bringt man Schülern heutzutage bei, habe ich erfahren. Es klingt interessant für mich, wenn ich mich selbst ansehe.
Ich lebe auf den Straßen dieser großzügigen Stadt seit ich mich erinnern kann. Man erzählte mir, meine Eltern hätten mich ausgesetzt als ich noch ein Baby war. Es gibt für mich keinen ersichtlichen Weg aus diesem Lebensstil wieder heraus zu treten, doch habe ich mich daran gewöhnt und würde eine Möglichkeit womöglich nicht einmal ergreifen, wenn sie sich mir anbieten würde.

Ich lebte für dreizehn Jahre lang in einer Straßengang, die für mich die Familie ersetzte, die ich nie hatte. Um uns zu versorgen, mussten wir stehlen oder betteln. Es war offensichtlich kein leichtes Leben gewesen, doch haben wir uns durchgeschlagen.
Gefahren sind in The City ausgeschlossen… Ein normaler Regenschauer ist für jemanden der auf den Straßen lebt eine wahre Naturkatastrophe. Wie viele Leute habe ich verhungern oder an Erkältungen sterben sehen?
Natürlich gibt es auch keine Menschen, die sich unrecht verhalten in The City, oder? …
… Doch, wenn ich mich recht erinnere bin ich selbst ein Dieb, der wenn es darauf ankommt immer ein Messer bei sich trägt um mögliche Widerstände aus dem Weg zu räumen.
Eine Sache, die die Lehrer jedoch richtig erklären, muss ich ihnen lassen. Die Zeit der heldenhaften Helden ist seit langer laaaaanger Zeit vorbei. Es gibt solche Menschen nicht mehr. Für solch kleine Probleme wie die meinen scheint es keine Helden zu geben. Was für ein Pech…

Ich sagte, ich lebte dreizehn lange Jahre in einer Straßengang, von knapp nach meiner Geburt an bis vor drei Jahren. Was ist passiert, dass ich nicht mehr in dieser Gang bin? Ganz einfach, sie hat sich aufgelöst.
Unser Anführer – er war wie ein Vater für mich und die andere. Er wurde erschossen. Sicherlich hatte es einen triftigen Grund dafür gegeben, fragst du mich? Aber natürlich…
Nein, hat es nicht. Er war ein gutmütiger alter Mann. Er hat über uns gewacht, doch uns weder zu etwas angestiftet noch selbst etwas verbrochen. Ihn als einen Gangleader zu bezeichnen währe nahezu ein Witz. Nur irgendein Idiot von einer anderen Gang hielt es für nötig … ja. Als er erfahren hatte, was für einen Fehler er begangen hatte, hatte er kurz darauf Selbstmord begangen… keinen Grund für Rache gelassen… arme Seele.



Entschuldigt, ich schweife ab… daran zurück zu denken schlägt mir immer noch auf den Magen.
Zu sagen, die Gang hatte sich aufgelöst ist nicht ganz richtig. Wir haben uns eher alle auf unsere eigenen Beine gestellt oder sind in kleinen Gruppen zusammen geblieben.
Letzteres trifft auf mich zu, auch wenn der Begriff Gruppe bei zwei Leuten etwas großzügig verwendet wird.
Die Person, mit der ich zusammen lebe ist ein Junge in meinem Alter. Im Gegensatz zu mir, der seine Eltern nie kannte, wurde er in der Gang geboren, doch wurden seine Eltern nahe seinem vierten Geburtstag ermordet. Wir waren Freunde von Anfang an, und uns nach der Aufspaltung der Gang zu trennen kam nicht in Frage. Wir waren immerhin mehr als Freunde. Die Gang war unsere Familie, so waren wir Brüder wie wir uns auch bis heute bezeichnen. Keine Brüder von Blut oder Abstammung, doch Brüder in Meinung und Gedanke. Möglicherweise bessere Brüder, als die, die zusammen geboren werden? Immerhin sind wir Brüder, die uns unsere Brüderschaft erkämpfen mussten… Das gesagt, haben wir uns sprichwörtlich nach anfänglichen Missverständnissen zu den besten Brüdern die man sich vorstellen konnte zusammengerauft.

Ich weiß nicht, wieso ich bei all dem sosehr ins Detail gehe. Möglicherweise ist es mir wichtig, euch alles über die Person wissen zu lassen, die mir so wichtig ist?

Sein Name ist Bernard, doch nenne ich ihn üblicherweise Bruder oder ‚Bern’. Mein eigener Name ist nebenbei bemerkt Lorenz. Wenn ich nicht gerade Bruder genannt werde, entsteht üblicherweise das Wort ‚Lenz’ auf den Lippen meines Bruders. Jeder andere, der uns begegnet nennt uns im übrigen ‚Gesindel’. Ich denke dieses Wort beschreibt uns ganz gut.

„Was machst du da, Lenz?“ hallt die so unverkennbare Stimme in mein Ohr. Ich höre Neugierde, doch gleichzeitig weiß ich, dass er weiß, was ich hier mache. Ah, diese verspielte Kreatur eines Bruders.

Ich hebe meinen Kopf und drehte ihn, um dem Jungen ins Gesicht zu sehen. Ungekämmtes schwarzes Haar, ein dümmlicher Blick, neugierige, unmenschlich rote Augen und zwei Katzenohren, die versuchen sich voller Neugierde zu erheben, doch von seinem fettigem Haar nahezu völlig unterdrückt bleiben und mir nicht einmal auffallen würden, wenn ich ihn nicht so gut kennen würde.
Der Junge hier vor mir ist offensichtlich nicht menschlich. Er ist ein Katzenmutant irgendeiner Art oder ähnliches. Seine Ohren sind dabei jedoch der einzige Anhaltspunkt. Er besitzt weder Krallen noch einen Schwanz, was ihn dank seinem Haar für jeden Ungeschulten zu einem Menschen macht.
Ich selbst brauche mir jedoch keine Sorgen machen für ein Monster gehalten zu werden, als wäre dies in diesem Jahrtausend noch ein Problem. Ich bin ein echter Mensch von Kopf bis Fuß und führe in mir nicht das geringste mechanische oder mutantische Gen.

„Hey, was machst du?“ fragte der Junge erneut, mit seiner Hand vor meinem Gesicht herumwedelnd. Ich seufzte. „Ist es so schwer zu erraten. Ich schreibe so etwas Ähnliches wie ein Tagebuch.“ versuchte ich ihm zu erklären, doch er legte nur seinen Kopf schief und sah an mir vorbei auf das Heft, in welches ich geschrieben hatte. „Dir ist wohl sehr langweilig, hm?“ fragte er, abwertend. „Nicht wirklich. Ich dachte mir nur, es wäre eine interessante Idee.“ erklärte ich ihm und er lachte auf, bevor er aufstand und zu mir, der ich auf einem Müllsack saß und eine alte Tonne als Schreibtisch nützte, herab sah. „Du und deine interessanten Ideen, Bruder.“ bemerkte er grinsend und zuckte mit den Schultern. „Ich hol uns was zum Essen. Irgendwelche Wünsche?“ fragte er, während ich ihn dabei beobachten konnte, wie er einen weiteren Müllsack aufhob und einfach ausleerte, um ihn in eine Einklautasche umzuwandeln. „Völlig egal, nur nicht wieder Fisch.“ sagte ich ihm, woraufhin er lachte und sich durch die dunkle Gasse, in welcher wir unser Quartier aufgeschlagen hatten, verzog.

Ich schlug das Heft zu, in welches ich geschrieben hatte und sah zwischen den beiden Gebäuden, zwischen denen sich ‚unsere’ Gasse befand empor zu dem schmalen Streifen Himmel, der sich mir darbot. „Klarer Himmel, keine Wolke.“ kommentierte ich den Anblick lächelnd. Dies hieß, die Chancen standen schlecht, dass es in nächster Zeit regnen würde.



Es dauerte eine knappe Stunde, welche ich nutzte um den von Bern ausgeleerten Müll irgendwo in eine Ecke zu deponieren, bis mein Bruder zurück kam.
Bei dem Anblick seines Gesichtes, welches sich mir zeigte, als er durch die Gasse auf mich zu kam, konnte ich bereits schließen, dass er etwas ausgeheckt hatte.
Er grinste schelmisch und breit. So sehr er es auch versuchte, konnte er es nicht unterlassen solche Züge aufzusetzen wenn er etwas Freches, Gemeines, Schamloses oder schlichtweg Dummes angestellt oder vor hatte.
Kurz gesagt… heute Abend gab es Fisch zum Essen. Guten Appetit…
Er hatte tatsächlich gut geschmeckt, nachdem ich meinem Bruder damit eine runtergehauen hatte. Es war zu schade, dass sein Grinsen dadurch nur noch dümmlicher geworden war und auch war es wie in einem Handgemenge zu verlieren, als ich bemerkte, dass er mich mit dem Grinsen mal wieder angesteckt hatte.



Wir vertilgten unser Mahl, wenn auch mein Bruder mehr aß als ich. Es lag wohl daran, dass er halb Katze war, dass er es schaffte Fisch am laufenden Band zu essen. Mir persönlicher hing er bereits zum Hals heraus, doch hieß es nicht, dass er meinen Hunger nicht stillte.
In einem Leben wie dem unsrigen muss man essen, was man bekommt oder verhungern. Das sind die Möglichkeiten die sich uns stellen und die zweitere ist nicht ganz so angenehm, wie manche vielleicht glauben.

Nach dem wir die Gräten unserer Fische in einen Abfalleimer geworfen hatten, sah ich erneut in den Himmel. Er hatte sich verdunkelt. Es war noch nicht Nacht, doch später Abend, was sich auch daran zeigte, dass die Laternen der Straße, die an unsere dunkle Gasse angrenzten, nun begannen eine nach der anderen zu erstrahlen.

Wer ein Leben wie das meine führt, findet interessante Nutzen, für die Dinge, denen man in höheren Lebensschichten der Stadt keine Beachtung schenkt. Da waren zum Beispiel die Tonne, die ich zuvor als Tisch benutzt hatte und der Müllsack, welcher mir als Stuhl diente.
Es gibt noch mehr solche Verwendungsmöglichkeiten, die sich im normalen Leben niemand antun würde. Da waren die zwei kaputten Matratzen, die als unsere Betten herhielten und zwei weitere Müllsäcke als Kissen. Als Decken verwendeten wir dünne Tücher, welche wir gestohlen hatten. Natürlich konnte man sich denken, dass all dies nicht wirklich für einen guten Schlaf sorgte, doch hatten wir uns daran schon lange gewöhnt.
In kalten Nächten gab es unter uns Brüdern glücklicherweise auch keinen Grund sich zu schämen, wenn wir etwas aneinander rückten. Immerhin gab es auch hier als zweite Auswahl nur den guten alten Tod.



Wir hatten es uns angewöhnt, uns schlafen zu legen sobald die Sonne unterging, mit der Ausnahme, wenn wir noch irgendetwas geplant hatten. Das Leben auf den Straßen ist nicht einfach und kostet eine Menge Kraft, auch wenn man nach einiger Zeit dadurch starke Muskel entwickelt.
Da das Leben eben so schwer ist, versuchen wir die Nächte durchzuschlafen, um genug Energie für den folgenden Tag zu sammeln. Es war zwar gefährlich, in der Nacht angegriffen zu werden, doch so lange man keine Verrückten anzog die einen grundlos töteten, war man im Grunde sicher.



Am nächsten Morgen hob ich meinen Kopf nur langsam. Es war eine kalte Nacht gewesen und mein Körper fühlte sich steif und gebrechlich an.
Ich sah zu der jämmerlichen Gestalt, die da neben mir lag und sich schamlos in beide Betttücher eingewickelt hatte. Offensichtlich hatte mein Bruder sich das meine im Schlaf geklaut.
Ich legte kurz einen kühlen Blick auf mein Gesicht, bevor ich mich erhob. Ich griff nach den Enden der beiden Tücher.
„Aufstehen Bern.“ sagte ich ruhig und zog kräftig an den Tüchern, was meinen Bruder auswickelte, aufweckte und schlussendlich von der Matratze auf den asphaltierten Gassenboden warf.
„Au! Verdammt tut das weh! Lenz, du Sau, was machst du da?!“ brüllte er, sich den Kopf halten, welcher das Erste war, das den Boden berührt hatte.
Ich verschränkte meine Arme gelassen und lächelte ihn an. „Dich aufwecken. Du schläfst wie ein Stein.“ sagte ich, auch wenn ich mit dem Gedanken spielte, ihm die Wahrheit zu sagen, doch wieso sollte ich?
„Aber doch nicht so grob, Mann.“ beschwerte sich mein Bruder daraufhin weiter, doch ich winkte ihn mit einer lässigen Handbewegung ab. „Räum das Schlafzeug weg. Ich hol uns etwas zum Frühstücken.“ gab ich knapp von mir und warf Bern die Betttücher zu. Dieser fing sie und sah mir nach, als ich durch die Gasse davon ging.

Ich steckte meine Hände in die Taschen meiner Hose und fühlte nach dem Taschenmesser, welches in der rechten verstaut sein sollte. Ich hatte es nicht vergessen und lächelte erleichtert darüber. Ich brauchte es nicht unbedingt, doch gab es mir das Gefühl von Sicherheit… auch wenn es mir womöglich nicht viel helfen würde, falls ich von irgendeinem Mutanten angegriffen werden würde.
Ich verließ unsere Gasse und trat in die Straßen von The City. Sofort wurde die Stille der Gasse von den Motorgeräuschen der hier fahrenden Autos und den wirren Gesprächen der Menschen ersetzt.
Auch verglichen mit der dunklen Gasse, in welcher ich lebte, war die Straße, die ich nun entlang ging, breit und gab der Sonne somit mehr als genug freien Raum. Das Licht blendete, wenn man zu lange auf die großteils von Fenstern überzogenen Wänden der Hochhäuser blickte doch schien dies niemanden zu stören.

Ich ging völlig unbekümmert zwischen den Leuten hindurch. Sie beachteten mich nicht mehr als all die anderen Passanten. Wieso sollten sie das auch tun, immerhin stach ich nicht hervor. Ich trug ein völlig nichtssagendes, schwarzes T-Shirt und eine dunkelgraue Jeans, welche an deren unterem Ende ziemlich zerfranst war.
Es gab drei mögliche Orte, an denen ich etwas zu Essen bekommen konnte. Es gab den Supermark, ein Kleines Geschäft und den Marktplatz, der wöchentlich einmal geöffnet war. Da heute eben dieser Tag war, entschied ich mich für den Marktplatz.



Der Marktplatz war im Grunde nur einer der grünen Parks in The City, auf welchem Händler deren Stände aufbauten und Waren verschiedenster Art verkauften.
Für einen Dieb wie mich war es relativ einfach hier etwas Essbares unter der Nase eines beschäftigten Verkäufers wegzuklauen.
Zuerst schlenderte ich nur herum, auf der Suche nach einem möglichen Opfer, dann, als ich ein solches gefunden hatte, näherte ich mich unauffällig und in einem Moment der Unaufmerksamkeit …
„Hey, der Junge dort hat mein Brot gestohlen!“ hörte ich den Händler hinter mir rufen.
Die Menge um mich wurde unruhig. Sie sahen sich alle nach mir um und wuselten wie Ameisen auf einem Ameisenhaufen durcheinander – zu meinem Glück, da ich mich somit durch die aufgewühlte Menge davon stehlen konnte.



„Hey, du hast lang gebraucht. Gab’s Probleme, Bruder?“ fragte mich Bern sofort, als ich unsere Gasse wieder betrat, doch so viele Sorgen schien er sich nicht gemacht zu haben, da das Erste, dass er danach tat das Entfernen des gestohlenen Brotes aus meiner Hand war.
Ich beobachtete ihn, wie er es grinsend besah, fühlte ob es weich war, es abschl- was…?
„Lass den Blödsinn.“ bemerkte ich kühl und entriss meinem Bruder das Brot, bevor er seine Zunge drauf legen konnte.
Ich zog mein Taschenmesser aus meiner Hosentasche und schnitt vier Scheiben von dem Brotleib ab, bevor ich den Rest in einem weiteren ausgeleerten Müllsack verpackte.
Ich gab Bern zwei der Scheiben und ließ mich dann mit den übrigen beiden an einer der Gassenwände nieder, wo ich es mir gemütlich machte und aß.
Ich sah auf zu Bern, welcher mich anzustarren schien. „Ist was?“ fragte ich ihn, mit bereits vollem Mund. Er starrte mich weiterhin an, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er ließ sich neben mir nieder und aß mit mir.



Wir hatten auch diesen Tag irgendwie herum gebracht. Der Himmel hatte sich rötlich gefärbt und es war leicht bewölkt – ein kühler Abend wie man ihn in The City oft erlebte.
Ich war wieder dabei zu schreiben, als mich mein Bruder an der Schulter berührte um meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Nicht sonderlich genervt darüber, von ihm gestört zu werden drehte ich meinen Kopf um und blickte einem grinsenden Jungen ins Gesicht. Ich ahnte bereits Schlimmes.
„Es ist ein schöner Abend. Was hältst du davon, ein bisschen Spatzieren zu gehen?“ fragte er mich. Aus seiner Stimmlage konnte ich nicht ahnen, ob er etwas im Schilde führte oder tatsächlich nur spazieren wollte. „Wo ist der Haken?“ fragte ich schwach lächelnd, seine Hand, welche immer noch auf meiner Schulter lag, von dieser entfernend.
Er sah mich etwas dümmlich an, bevor er mir sagte dass es keinen Haken gab. Ich wollte dem nicht ganz glauben, doch was hatte ich groß zu verlieren?
„Wenn wir jetzt irgendwo hingegen wird es sicherlich dunkel, bis wir zurück sind. Das weißt du?“ fragte ich ihn und er versicherte mir, dass er dies eingeplant hatte.
Ich seufzte und stimmte dem Vorhaben Berns nickend zu. „Wie du meinst. Dann hilf mir unser Versteck zu verstecken.“
Mit diesen Worten meinte ich, die Betten, jegliches Essen und andere unserer wenigen Habseligkeiten so in der Gasse anzuordnen, dass sie entweder nicht gefunden werden konnten oder nicht ansprechend genug aussahen, um irgendjemandes Gefallen zu erwecken.
Als mein Bruder und ich dies getan hatten, sah unsere Gasse aus wie jede andere dunkle Gasse The Citys – das hieß verdreckt, voller Müll und unansehnlich.
Erfreut über diese geglückte Aktion machten wir uns dann auf den Weg … wohin auch immer Bern mit mir wollte.



Ich ging eine gute halbe Stunde einfach neben meinem Bruder her, bis ich realisierte wie weit wir überhaupt gegangen waren. Ich stoppte urplötzlich und packte Bern an der Schulter. Ich setzte einen kühlen Blick auf und zwang den jungen Herren dazu, mich anzusehen.
„Wie weit ist es noch?“ fragte ich ihn. „Es wird schon dunkel… außerdem ziehen Wolken auf.“ fügte ich hinzu und deutete dabei in den Himmel empor. Mein Bruder grinste mich an und folgte meinem Fingerzeig mit seinem Blick. „Du machst dir zu viele Sorgen. Wir sind gleich da und …“
Er stoppte plötzlich mitten im Satz. Ich weitete meine Augen, wartete eine halbe Minute ob er noch etwas sagte bevor ich selbst das Wort ergriff. „Und was?“ war das einzige, das mir einfiel.
Wie aus einer Trance gerissen blinzelte Bern schnell auf meine Worte hin, dann schüttelte er leicht den Kopf und griff sich mit seiner linken Hand an diesen, um sich zu kratzen.
„Ich wollte sagen: ‚und wir brauchen uns auch keine Sorgen um das Wetter machen.’ aber dann habe ich einen Regentropfen gespürt.“ erklärte er, schräg grinsend. Ich ließ ihn los und seufzte. „Na wunderbar!“ schrie ich ihm genervt ins Gesicht. „Und was machen wir jetzt? Wir kommen nie rechtzeitig nach Hause, bevor es richtig anfängt zu regnen.“ versuchte ich dem Grinser klar zu machen, woraufhin dieser sein Markenzeichengrinsen verlor und nur noch schwächlich lächelte.
„Es ist nicht so, als ob wir zu Hause vor dem Regen geschützt wären.“ sagte er, womit er recht hatte. „Ich wollte dir etwas zeigen… es ist nicht mehr weit, also wollen wir es uns trotzdem ansehen?“
Er schien verlegen, vielleicht schämte er sich auch, mich so weit gezerrt zu haben ohne auf Wetter und Zeit zu achten. „Okay.“ sagte ich schwach lächeln, woraufhin wir weitergingen.



„Es ist nicht mehr weit“ hatte er gesagt… Ein guter Witz. Ich habe mich von seinem beschämten Ausdruck täuschen lassen. Wie weit waren wir zu dem Zeitpunkt gegangen gewesen? Eine halbe Stunde und jetzt noch eine gute halbe Stunde. Man sagt an der Hälfte des Weges nicht „Es ist nicht mehr weit“ … aber jetzt hatte es auch keinen Sinn mehr sich darüber aufzuregen.
Es hatte bereits angefangen zu Regnen und der Himmel verdunkelte sich dank der grauen Wolken auch früher als üblich.
Als ich erkannte, wo mein Bruder mich hinführte fragte ich mich wirklich, was das ganze sollte.
„Ein Park?“ fragte ich, genervter klingend als ich war.
Bern gluckste. Er sah mich zwar nicht an, doch sah ich das Grinsen auf seinem Gesicht nahezu vor mir. „Nicht irgendein Park, Bruder. Das hier ist der White Lake Park.“ erklärte er mir, was mir überhaupt nichts sagte. „Was macht ihn so besonders?“ fragte ich deshalb.
Mein Bruder drehte sich um und zeigte mir das Grinsen, dass ich mir vorgestellt hatte. „Versuch dir nicht die Überraschung zu verderben. Du wirst es gleich sehen.“

Und ich sah.
Ich gebe meinem Bruder in dieser Hinsicht nur ungern Recht, doch ich sah. Der White Lake Park trug seinen Namen nicht umsonst. Abgesehen davon, dass es der größte Park war, den ich je betreten hatte, befand sich in dessen Zentrum ein großer See.
„Aber wie…?“ stammelte ich.
Diese Frage bezog sich auf etwas, dass ich auf der Wasseroberfläche sah. Das Spiegelbild des Mondes, klar und ohne Zweifel, hell, den ganzen See in weißes Licht tauchend. Dies wäre nicht zu verwunderlich gewesen, doch … es regnete, es war bewölkt und kein Mond war am Himmel zu sehen, doch dort im Wasser spiegelte er sich wieder.
Mein Bruder kam an meine Seite und legte seine Hand auf meine Schulter, während ich auf den wunderschönen Anblick des Sees vor mir blickte.
„Du denkst vielleicht es gibt einen Mechanismus der das Bild von Unterwasser auf die Wasseroberfläche projiziert, doch muss ich dich enttäuschen. Ich habe ein Gespräch des Parkbesitzers überhört. Dieses Phänomen hat erst vor wenigen Wochen angefangen, jede Nacht, bei jedem Wetter. Sie haben keine Erklärung dafür. Es ist wie ein Wunder.“
Diese Worte streiften mich nur. Ich verstand deren Inhalt, doch nicht die Worte selbst. Ich war bezaubert von dem Anblick der sich mir bot… so bezaubert das ich sogar den stärker werdenden Regen um mich herum nicht realisierte.
„Das ist wunderschön.“ brachte ich dann irgendwann ruhig hervor, nachdem ich mein Bewusstsein zurück erlangte. Mein Bruder lächelte mich daraufhin an, ruhig und zufrieden. Er freute sich sichtlich, dass seine Überraschung mir gefiel.



Wir standen für einige Zeit dort im Regen, bis wir bereit waren, uns loszureißen.
Wir hatten uns entschieden, nicht denselben Weg zurück zu gehen, den wir gekommen waren. Stattdessen wollten wir den See umrunden und dann wieder auf unseren Weg zurück finden.
Erhellt vom Licht des Sees gingen wir, großteils ruhig und ohne viele Worte zu wechseln.
Der Regen prasselte hart, doch wir spürten es nahezu nicht mehr. Wir waren sowieso schon völlig durchnässt – gut dass unsere Kleidung sich bei einem solchem Wetter nicht einfach aufzulösen begann. Wir waren schlau genug gewesen uns warm anzuziehen, da uns klar war, dass es spät werden würde.

Als wir so dahin gingen stoppte ich plötzlich in allen Bewegungen. Mein Bruder bemerkte dies und wollte seinen Mund öffnen um zu fragen, was mit mir los war, doch hob ich meine Hand schneller und hielt sie vor seinen Mund. „Sei still.“ flüsterte ich. „Hör mal, irgendetwas ist hier.“
Ich hatte ein leises Geräusch vernommen, dass ich nicht zuordnen konnte. Kein Rascheln in den Büschen, nicht das Plätschern des Regens, nein, etwas das ich leichter identifizieren hätte sollen, doch was war es? Es fiel mir nicht ein…
Ich nahm die Hand meines Bruders in die meine. Seinem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass er nichts hörte. Aus seinen Bewegungen schloss ich, dass er Angst hatte. Letzteres linderte sich etwas, als er meine Hand spürte.
Anstatt jedoch ruhig mit ihm herum zu stehen, zog ich ihn langsam hinter mir her, in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, dass ich gehört hatte.

Als wir uns näherten, begann schwaches Licht durch den Regen zu scheinen. Wir versteckten uns in einigen Büschen und beobachteten aus dessen Schutz einen kleinen, von noch mehr Büschen abgegrenzten Teil des Parks, erhellt von drei Laternen.
Dieser Teil des Parks war leicht als ein Spielplatz zu erkennen. Es gab zwei Rutschen, ein großes hölzernes Quadrat gefüllt mit nun matschigem Sand, ein kleines Karussell und zu guter letzte eine Reihe von sechs Schaukeln.
Bei diesem Wetter, mit der spärlichen Beleuchtung die die Laternen spendeten, konnte dieser Ort jemandem etwas Angst bereiten.
Ich suchte den Ort nach möglichen Quellen des Geräusches ab und es war nicht schwer eine solche zu finden.
Auf einer der Schaukeln saß jemand. Eine Gestalt, die ihren Kopf tief gesenkt hatte. Ihr langes braunes Haar, welches ihr über das Gesicht bis auf die Knie hinab hing, und die grüne Schleife die in ihrem Haar saß ließen mich darauf schließen, dass es sich hierbei um ein kleines Mädchen handelte.
„Ein Mädchen.“ flüsterte ich, meine Gedankengänge auch meinem Bruder mitteilend, welcher sie bereits anstarrte.
„Ich weiß was du denkst Bruder. Das ziehen wir durch.“ bemerkte er flüsternd und verließ den Busch auf den Weg, auf den wir ihn betreten hatten.
Wusste er, was ich dachte? Wo war seine Angst geblieben und wieso grinste er nun wieder so blöd? Er hatte etwas Dummes vor und es hatte mit dem Mädchen zu tun. Aufgrund des Faktes das er den Busch rückwärts verlassen hatte, könnte er versuchen den Spielplatz außerhalb seiner Begrenzungen zu umrunden…
Ich seufzte, bevor ich den Busch verließ und den Spielplatz betrat. Egal was mein Bruder vor hatte. Ich hatte genug Gründe zu glauben, es verhindern zu können, wenn ich das Mädchen vor ihm erreichte.

Ich ging über den feuchten Boden, der meine Schritte nahezu tonlos machte. Ich trat in das Licht der Laternen und näherte mich langsam den Schaukeln. Ich wollte das Mädchen nicht unnötig erschrecken, doch so wie ich mich ihr näherte sah ich fast keine andere Möglichkeit. Sie schien mich nicht zu bemerken. Auch nicht, als ich nur noch einen Meter vor ihr stand.
Aus dieser Entfernung betrachtete ich sie mir näher.
Ihr Haar war nicht nur lang, sondern auch in seiner Masse nicht zu unterschätzen. Sie trug einen längeren rosaroten Rock und eine weiße oder graue Bluse. Ihre Kleidung war durch den Regen völlig durchnässt und im Gegensatz zu der meinen und der meines Bruders weniger wasserresistent.
Obwohl ihr Kopf und dessen Haarpracht den Großteil des Oberkörpers des Mädchens verdeckten sah man an ihrer Hüfte die Farbe ihrer Haut durch die durchnässte Bluse schimmern.
Sie weiterhin stumm begutachtend erkannte ich außerdem, dass der Ausdruck ‚kleines’ Mädchen, den ich zuerst für sie gewählt hatte nicht ganz zutreffend war. Da sie hier so saß, hatte sie von Weitem nicht sonderlich groß gewirkt, doch nun sah ich die Länge ihrer Beine und konnte abschätzen, dass sie nicht viel jünger sein konnte als mein Bruder und ich.
Ich hätte lieber ein jüngeres Mädchen hier angetroffen… Mädchen in unserem Alter konnten manchmal etwas schwierig sein.
So oder so, ich konnte es mir nicht aussagen. Hier stand ich und konnte keinen Rückzieher mehr machen. Wenn sie wusste, dass ich vor ihr stand, konnte ich nicht mehr einfach gehen. Wenn nicht…, daran dachte ich momentan nicht.
„Entschuldige.“ sagte ich mit Nachdruck, jedoch freundlich.
Das Mädchen zuckte zusammen. Ich hatte sie offensichtlich erschrocken und so war es klar gewesen, dass sie mich bis zu diesem Moment noch nicht bemerkt hatte. Ihrem Zucken folgte das Geräusch, das mich zuerst auf sie aufmerksam gemacht hatte. Nun im Nachhinein fühle ich mich dumm, es nicht sofort erkannt zu haben. Sie schluchzte, womöglich heulte sie oder hatte bis gerade eben geheult.
Ich sah auf sie hinab und sie hob langsam ihren Kopf.
Als ich erkannte, was sie damit offenbaren würde sah ich schnell weg, doch war dies ohne Grund gewesen, denn sie hob nur ihren Blick, nicht jedoch ihren Kopf in sich, so blieb ihr Oberkörper nach wie vor verdeckt.
Ich sah langsam zu ihr zurück und erkannte andere verdeckte Körperteile. Ihre Augen waren hinter ihrem langen, durchnässten Haar nicht zu erkennen. Nur sehr langsam hob sie ihre rechte Hand und wischte ihr Haar damit nach hinten.
Ich hatte das Gesicht eines hübschen Mädchens erwartet, doch was ich sah erschrak mich etwas. Es sprach nichts dagegen, dass sie üblicherweise ein schönes Gesicht hatte, doch momentan war es schrecklich anzusehen. Unter ihren Augen lag ein roter Schatten, der wohl auf das wiederholte Wegwischen von Tränen zurückzuführen war. Auch über ihre Wangen zogen sich Schmierspuren und der Regen half auch nicht, ihrer Schönheit zum Ausdruck zu verhelfen. Das Einzige, das mir momentan als schön erscheinen hätte können waren ihre hellbraunen Augen, doch auch diese waren leer und wund von Tränen und Wetter.

Das Mädchen sah mich an, scheinbar erwartend, dass ich noch etwas sagte.
„Ist alles okay?“ war das Erste, das mir einfiel. Eine sinnlose Frage, die sich beim reinen Anblick des Mädchens selbst beantwortete, doch dachte ich darüber nicht nach.
Sie schüttelte stumm ihren Kopf.
„Hast du dich verlaufen?“
Ein weiteres Mal schüttelte sie den Kopf.
„Warum gehst du dann nicht nach Hause?“
Sie sah mich kurz an, dann auf den Boden. Offensichtlich wollte sie nicht mit mir sprechen und auf meine neueste Frage konnte sie nicht mit einem einfachen Nicken oder Kopfschütteln antworten.
„Kannst du nicht nach Hause?“ formulierte ich sie neu.
Sie nickte.
„Bist du verletzt?“
Kopfschütteln.
„Ist bei dir zu Hause etwas passiert?“
Nicken.
„Hatten deine Eltern einen Streit?“
Nichts. Sie sah mich wieder an und unter ihren Augen quollen neue Tränen hervor. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Ich wollte sie trösten, meine Hand auf ihre Schulter legen, doch zögerte ich. Dieses Mädchen war wildfremd. War es mir überhaupt erlaubt, sie zu berühren?
„Es tut mir Leid…, wenn ich etwas Falsches gesagt habe.“ gab ich von mir und das Mädchen sah mich erneut, diesmal unter Tränen an. Sie schien zu überlegen, bevor sie ihre Tränen weg wischte und wieder auf den Boden starrte.
Konnte ich weiterfragen? Sollte ich weiterfragen?
… Ich fragte weiter.
„Sitzt du schon lange hier?“
Es war offensichtlich, dass ich die vorangegangene Frage überspielen wollte, so suchte ich einen neuen Anfang.

Während das Mädchen als Antwort nickte erblickten meine Augen etwas anderes. Jemanden, den ich vergessen hatte – meinen Bruder.
Er war einige Meter hinter dem Mädchen aus den Büschen gestiegen und kam nun auf uns zu. Er grinste zwar, als wollte er mir erneut Fisch zum Essen vorlegen, doch nahm ich an, er hatte mein einseitiges Gespräch mit dem Mädchen mitbekommen und hatte nichts allzu Dummes mehr vor.
Ihn ignorierend stellte ich die nächste Frage.
„Willst du nicht irgendwo hingehen wo es trocken ist?“
Sie schüttelte leicht ihren Kopf und mein Bruder war nun direkt hinter ihr.

Es war ein Fehler gewesen, sein offensichtliches Grinsen zu unterschätzen.

Ich beobachtete, wie Bern seine beiden Arme unter den Achseln des fremden Mädchens hindurch streckte und ihr ohne das geringste Schamgefühl an die Brüste griff.
Was folgte, geschah so schnell, das es eine Schande ist, es nicht kurz und bündig aufschreiben zu können.

Das Mädchen schrie auf, laut, jedoch ohne viele Tonlagen. Verängstigt hob sie ihren Kopf und sah mich mit erneut tränenden Augen an. Sie gab mir die Schuld, sie dachte ich wäre derjenige der sie hier belästigte, was klar war, da sie meinen Bruder noch nicht bemerkt hatte.
Sie spürte seine Hände an ihren Brüsten und sah, dass meine Hände anderwärtig beschäftigt waren, was mich in ihren Augen unschuldig machte.
Aus reinem Impuls entriss sie sich dem Griff Berns, sprang sie vor der Schaukel auf, im selben Sprung auf mich zu und drückte sich verängstigt an mich.
Ich sah überrascht auf sie hinab, zögerte nach wie vor meine Hände an sie zu legen. Ich realisierte nun, dass sie tatsächlich nicht klein war. Sie ging mir bis zum Hals, war also nur wenige Zentimeter kleiner als Bern.
„Hm, nicht sonderlich groß, aber schön weich.“ kam es mir zu Ohren.
Apropos Bern…
Da ich sowieso nicht ganz wusste, was ich mit meinen Händen machen sollte, zog ich mit einer mein Taschenmesser hervor. Ich überlegte nicht lange und warf es meinem schwärmenden Bruder an die Stirn. Natürlich hatte ich die Klinge des Taschenmessers dabei nicht ausgeklappt.

„Beruhig dich, das war mein Bruder. Er ist üblicherweise ganz okay, nur manchmal etwas ungezähmt…“ war die beste Entschuldigung die mir zu dem Mädchen einfiel.
Sie klammerte sich weiter an mir fest und ich spürte ihre warmen Tränen. Es war dieser Moment an dem ich meine Ängste abwarf und meine Hände um sie legte. Sie zuckte kurz unter dem Druck den ich auf sie ausübte zusammen, entspannte sich dann jedoch schnell. „Beruhig dich.“ wiederholte ich leise und sie tat so.
Der Tränenfluss wurde schwächer… Bern lag jammernd und sich die Stirn haltend am Boden… so blieben wir einige Minuten, bis die Hände des Mädchens von mir rutschten und schlaff hinab zu hängen begannen.
Ich bemerkte es erst einige Sekunden später als ich etwas anderes Warmes als ihre Tränen spürte. Die Stirn des Mädchens glühte und sie hatte noch dazu ihr Bewusstsein verloren. Ich sah sie für wenige Momente an, hielt sie vor mich, wo sie wohl umgefallen wäre, wenn ich sie losgelassen hätte. Dieses Mädchen war krank… bei diesem Wetter in dieser Kleidung nicht zu verwunderlich.

„Bern!“ rief ich kühl und mein Bruder erhob sich. „Was…? Genug gekuschelt?“ fragte er, mich schief angrinsend. Er hob mein Messer auf, während er aufstand.
„Lass die Scherze! Das Mädchen hat ihr Bewusstsein verloren und hat hohes Fieber! Wir müssen sie schnell von hier weg bringen!“
Mein Befehlston und ein anderer Unterton, den mein Bruder fasst nicht von mir kannte … Angst … waren genug, um sein ewiges Grinsen verschwinden zu lassen.
„Gib her, ich bin stärker als du. Ich trag sie.“ sagte er ernst. Da er mit dieser Aussage Recht hatte, überließ ich ihm das Mädchen.
Es war vielleicht nicht die klügste Idee, doch kannten wir beide nur einen Ort, zu dem wir nun laufen konnten.



Wenn es eine Stunde gedauert hatte den Park zu erreichen, fühlte es sich wie zwei Stunden an, denselben Weg nun erneut zurück zu legen. Realistisch gesprochen waren wir nun jedoch, da wir liefen, schneller gewesen und hatten nur eine knappe Dreiviertelstunde gebraucht.
Unser Ziel war offensichtlich die dunkle Gasse, die wir unser Zuhause nannten. Es war nicht der beste Ort für ein krankes Mädchen, doch viel uns in der Hektik der Situation nichts Besseres ein.



Von unserem Scham den wir ursprünglich dem Mädch-… Von meinem Scham den ich ursprünglich dem Mädchen gegenüber gezeigt hatte war nicht mehr viel geblieben.
Als wir in unserem Versteck angekommen waren, hatten wir sie recht flott völlig ausgezogen und gleich darauf wieder in trockene Gewänder gekleidet. Wir lebten zwar auf der Straße, doch hatten wir doch mehr als ein Paar Kleider.
Wir richteten für sie eine unserer zwei Matratzen als Bett her und wickelten sie in beide Schlaftücher ein, um zu versichern, dass ihr nicht kalt würde. Der Regen wurde von den Dächern der angrenzenden Gebäude großteils abgeschirmt, so mussten wir uns um diesen nicht kümmern.

Sie so fürs Erste gerettet zogen wir die zweite Matratze hervor und setzten uns auf diese. Sie war zu klein dafür, dass wir beide hätten auf ihr schlafen können. Nicht das wir beide hätten schlafen können. Wir mussten zumindest zwei Augen offen halten, um über das Mädchen vor uns zu wachen. Unter diesen Voraussetzungen entscheiden wir uns, abwechselnd an den anderen gelehnt zu schlafen, während dieser Wache hielt. So brachten wir diese Nacht hinüber… und es war eine lange Nacht.

Part 2 >>>
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17.10.2010, 15:03 von Black-Cat. )
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