Ich fühle mit dir. Tut mir echt leid das mit deinem Vater
Ich kann dir auch von meinen eigenen Erfahrungen berichten, wenn das für dich ok is.
Mein Opa war nur wenige Jährchen älter als dein Vater, als bei ihm die Diagnose kam.
Er hat danach noch 3 Jahre lang gekämpft und dann doch verloren.
Für mich war das auch ne sehr schlimme Zeit. Da ich ohne Vater aufgewachsen bin, war mein Opa von Anfang an für mich die männliche Bezugsperson und in vielen Lebenslagen eine große Unterstützung. Er war immer fit und gesund, obwohl er etliche Jahre zuvor einen Herzinfarkt hatte, davon hatte er sich sehr gut wieder erholt.
Ich finde es besonders schockierend, weil er jedes Jahr zur Krebsvorsorge beim Urologen war und der ihm immer bescheinigt hat, dass seine Nieren nicht gesünder sein könnten und alles bestens is. 2 Tage nach der letzten Vorsorge wollte er in einer Gaststätte zum Klo und dort war dann das Pinkelbecken voller Blut. Also is er am nächsten Tag wieder zum Urologen, der ihn zum CT überwiesen hat. Dort wurde ein Tumor an der einen Niere gefunden, der bereits einen Durchmesser von 8cm hatte. Die Niere wurde samt Tumor raus operiert und untersucht und leider bestätigte sich der Krebsverdacht. Der Tumor hatte auch schon in Lunge, Leber und Darm gestreut, sodass auch davon kleine und größere Teile weg operiert werden mussten.
Zunächst schlug die Chemo gut an. Die übrigen Metastasen wurden kleiner und einige schienen komplett zu verschwinden. Aber ca. 2,5 Jahre später hat uns die behandelte Ärztin in der Klinik zu sich gerufen und uns mitgeteilt, dass die Metastasen wieder gewachsen sind und neue dazu gekommen sind und das die Chemo nicht mehr anschlägt. Sie meinte er wird nicht mehr gesund und hätte vielleicht noch ein halbes Jahr. Außerdem hat sie uns nahe gelegt, dass wir meinem Opa selbst nichts davon sagen sollten... ich fand die Idee nicht so gut, aber meine Oma hat es durchgezogen, obwohl mein Opa ständig gefragt hat, warum die Ärzte sich noch nich gemeldet haben wegen der neuen Chemo (er wusste ja zu dem Zeitpunkt nich, dass er keine mehr bekommen wird). Meine Oma hat dann immer schnell das Thema gewechselt.
Die letzten Wochen hat er dann rapide abgebaut und hatte viel Wasser in der Lunge.
Er kam dann auf die Palliativstation und spätestens dann wird er auch selbst gemerkt haben, wie schlecht es um ihn steht. Da die Klinik ca. 2 Autostunden entfernt lag, war ich immer nur am Wochenende bei ihm zu Besuch, da es unter der Woche wegen Arbeit sehr schwierig war. Die ersten 2 Wochen dort ging es ihm noch relativ gut, nachdem das Wasser aus der Lunge abgezogen wurde. Er war geistig noch voll da und man konnte sich gut mit ihm unterhalten.
Am 3. Wochenende hab ich kurz mit ihm telefoniert und wollte Bescheid geben, dass ich am nächsten Tag wie jeden Sonntag zur Besuchszeit da sein werde. Da hat er am Telefon nicht geantwortet und ich hab nur gehört, wie das Telefon auf den Boden knallte und dann eine Schwester dazu kam, die das Telefon wieder aufhob und mit mir gesprochen hat. Sie hat mir dann gesagt, dass ich mich auf einen schlimmen Anblick einstellen soll
Am nächsten Tag bin ich dann schon mit einem richtig schlechtem Gefühl in die Klinik gegangen.
Als ich in sein Zimmer kam, lag er im Bett und war kaum ansprechbar und der ganze Körper war voller Wasser und aufgedunsen. Auf die Frage, ob er mich sieht und erkennt, nickte er kurz. Hab dann ne ganze Weile auf dem Bett gesessen, zwischendrin kam eine Schwester und spritzte ihm Morphium - und sie fragte mich, ob sie auch Nachts bei mir zuhause anrufen könnte. Und da wusste ich, dass es jetzt wirklich nicht mehr lange dauern wird.
Das war am Sonntagabend. Am Dienstag kurz vor 6 Uhr in der Früh kam dann der Anruf, dass mein Opa es "überstanden" hat.
† 18. August 2009
2009 war generell ein schlimmes Jahr irgendwie x.x... zuerst ging im Mai meine damalige Beziehung kaputt, im August starb mein Opa und im Dezember bekam meine Mutter die MS-Diagnose.
Die nächsten Tage war ich irgendwie wie in Trance und hab einfach nur gearbeitet und funktioniert, hab sogar extra Schichten geschoben, weil es irgendwie einfach die beste Ablenkung war. Ich erinner mich noch, dass einmal ein ca. 11-jähriger Junge aus meiner Nachbarschaft zu mir in den Laden kam, mit einem Strauß selbstgepflückter Blumen und zu mir sagte "Die sind für deinen Opa" (ich sollte die Blumen mit in sein Grab werfen).
Erst bei der Beerdigung hab ich das dann alles richtig realisiert und hemmungslos geheult.
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Ich wünsche mir für deinen Vater, dass er friedlich einschläft und dabei möglichst keine Schmerzen hat.
Die Zeit danach wird sicher hart für euch, aber ich hoffe, dass ihr euch durchbeißen werden.
Und ja, schreib dann ruhig wieder hier rein.... manchmal hilft und tröstet es schon, wenn man sich mit anderen austauschen kann.