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[TC2] C urse of The World (Part 2) - Druckversion

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[TC2] C urse of The World (Part 2) - Black-Cat - 24.10.2010

[Bild: shortstroy3.png]
Part 2


Tag: 02. Mai
Zeit: 10:14

Ein ruhiges Frühstück. Talon, Char, Elliot und Yu. Als einziges Mädchen unter drei Männern… es war nicht schlimm, aber anders. Zum Glück hatte sie die Taschenuhr. Yu-Kari, wie sie die Gestalt im Inneren getauft hatte. Kari in diesem Zusammenhang bedeutete Reinheit, da es ein Spiegel war, ein reiner Spiegel. Yu-Kari selbst nannte sich nichts. Sie sprach zwar davon, das Selbe wie Yu zu sein, hatte sich jedoch nie wirklich vorgestellt.

Als das Frühstück ein Ende fand klopfte es an der Tür. Es war Valventina, wie es Yu bereits erwartet hatte. Sie wollte immerhin schon am Vortag mit ihr sprechen.
„Wie fühlst du dich, Yu?“ fragte sie das Mädchen und legte ihre Hand auf deren Schulter. „Schon besser, danke der Nachfrage.“ erwiderte Yu. „Das ist schön zu hören. Du weißt, das ich mit dir sprechen will, richtig? Würde es dir etwas ausmachen mit mir zu kommen?“ fragte Valventina dann und trat einige Schritte zurück.
Yu sah die drei anderen Anwesenden kurz an, da diese jedoch nichts sagten stand sie auf. „Natürlich macht es mir nichts aus.“ sagte sie und verließ mit der Valküre das Gebäude.

Yu und Valventina gingen stumm Seite an Seite, für einige Zeit, bis sie das Dorf verlassen hatte und sich auf einer Bergweide wiederfanden. „Setz dich Yu.“ bemerkte die Valküre dann und das Mädchen ließ sich auf dem Boden nieder.
Miss Serisis nahm neben ihr Platz. „Yu, bitte halte mich nicht verrückt, wenn ich so etwas Frage.“ begann sie und Yu sah sie leicht verwirrt an, nickte jedoch. „Was ist in jener Nacht, in der Sibill starb, wirklich passiert?“ fragte die Valkürenführerin.
Yu erschrak über diese Frage, riss sich jedoch schnell zusammen. „Was meinst du mit … wirklich passiert?“ vergewisserte sie sich. „Jeder tut so, als wäre nichts passiert. Sibill ist nicht einfach so gestorben und es gibt Verluste, die niemand bemerkt… ich weiß ich rede wirres Zeu-„ „Nein!“ unterbrach Yu. „Nein, du redest … kein wirres Zeug.“
Valventina sah sie nicht an, doch lächelte sie schwach. „Es war also kein Alptraum, dass ich dich und Sibill in Mitten von Blut, Rosen und Leichen fand…“ sie seufzte. „Nein, es war kein Traum… ich bin daran Schuld.“ Valventina sah das Mädchen neben ihr an. „Schuld … woran?“ fragte sie ruhig. „Na daran, dass jeder alles darüber vergessen hat. Den Tot, die Verluste, den Mörder. … Meine Fähigkeiten … als ich den Mörder getötet habe, habe ich all diese Erinnerungen, all diese Existenzen mit ihm aus der Welt geschafft, ohne es zu wollen.“
Valventina überlegte kurz, was sie sagen sollte, bevor sie ihre Hand auf die Schulter Yu’s legte. „Es muss eine schreckliche Nacht für dich gewesen sein.“
Dieser Satz drang tief in Yu ein. Niemand hatte mit ihr über diese Nacht gesprochen – mit Ausnahme von Yu-Kari, welche jedoch keine großen Gefühle auszulösen vermochte.
„Du hast viele hier gerettet, danke.“
Erneut traten Tränen in Yu’s Augen, sie konnte es nicht unterdrücken. Unter den Tränen lächelte sie und warf sich um Valventinas Hals…

„Sie war in die Sache verwickelt. Sie hat dich vom Schlachtfeld hierher getragen, natürlich erinnert sie sich besser als andere.“
Es war einige Stunden später und Yu lag auf dem Teppichboden vor der offenen Taschenuhr. „Sie ist die einzige?“ fragte Yu nach. „Ja.“ antwortete Yu-Kari. „Wusstest du, dass sie es wusste?“ „Natürlich~“ „Aber wie kannst du, wenn du ich bist, Sachen wissen, die ich nicht weiß?“ „Du weißt sie, du warst bewusstlos, aber dabei. Das Wissen ist irgendwo in deinem Kopf und ich weiß es.“ was ihr Ebenbild da sagte war für Yu etwas schwer verständlich, doch noch konnte sie mithalten.

Jahr: 2025
Tag: 18. Juni
Zeit: 14:45

„Danke Nini.“ bedankte sich Yu bei einer geflügelten Bäuerin, die ihr gerade Milch verkauft hatte.
Das junge, hübsche Mädchen hatte sich in den letzten sechs Jahren mehr verändert als jemals zuvor. Sie war nun zu einer jungen Frau heran gewachsen.
Rote Schleifen zierten ihr langes blondes Haar, sie trug das lange lila Kleid, das sie vor so langer Zeit gekauft hatte, zusammen mit den passenden Handschuhen und Schuhen. Die einstimmige Meinung des Dorfes, bei Jung und Alt und Frau und Mann war das sie das bestaussehenste Wesen war, das hier je gewandelt war.
Am glücklichsten darüber war natürlich ihr Mann, Elliot.

In den letzten sechs Jahren war einiges passiert. Yu’s und Elliots Heirat und der Tot Talons.
Die Heirat war so wunderbar gewesen, so traurig wie das Begräbnis des alten Talons war.
Ein weißes Kleid und ein schwarze Kleid hatte man für sie genäht. Jetzt war sie froh, lila zu tragen.
„Halkyon Tage“ war der philosophische Ausdruck für die Zeit, die Yu zurzeit durchlebte. Es war ruhig, es gab keine Probleme, es war einfach nur wunderschön. Vielleicht zu schön um wahr zu sein?

„Elliot, Char, ich bin wieder zuhause~“ rief die junge Frau freudig, als sie ihr Haus betreten hatte. „Wunderbar.“ bemerkte Char, der gleich aus der Küche an ihre Seite trat und ihr die Milchkanne, die sie trug, abnahm. „Damit kommen wir wieder für ein-zwei Wochen aus.“ bemerkte er und trug die Kanne eine Treppe hinunter in den Keller, wo er sie kühl lagern würde.
Während sie überlegte, was sie als nächstes zu tun hatte, bemerkte sie, das Elliot noch nicht auf ihre Begrüßung reagiert hatte, was sie daran erinnerte, das dieser an diesem Tag bei den Ältesten aushalf. Mit den Schultern zuckend ging sie die Treppe hoch in das Zimmer des jungen Mannes und ihr.
„Schöner Tag heute, findest du nicht?“ fragte sie gleich, als sie den Raum betrat. „Wie jeden Tag~“ erwiderte Yu-Kari lächelnd.
Die Taschenuhr lag auf einem kleinen Tisch aufgeklappt. Yu hatte es sich angewohnt sie tagsüber nicht zuzuklappen damit Yu-Kari einen Ausblick hatte – dass das Abbild durch ihre eigenen Augen sehen konnte wusste sie immerhin nicht.
„Sag, Yu-Kari hatte ich heute noch etwas vor?“ fragte sie die Uhr und hob sie hoch. „Spieglein Spieglein in der Hand, wer ist die schönste im ganzen Land?“ scherzte diese jedoch nur. „Die einstimmige Meinung ist: ich~“ gab Yu kichernd als Antwort. „Oh, so einstimmig? Du wolltest heute das Unkraut im Garten zupfen und diese neuen Pflanzen sähen.“ erklärte Yu-Kari, woraufhin Yu ein Licht aufging. „Genau, danke~“ „Nichts zu danken~“
Yu verließ den Raum wieder. Yu-Kari sah in Richtung Fenster. „Spieglein Spieglein unbekannt ist die Schönste im ganzen Land.“ sang sie, leicht unheimlich lächelnd.

Tag: 05.Juli
Zeit: 12:02

Ein unglaublich heißer Sommertag.
Yu fand sich an diesem Tag auf ihrem Lieblingsfleckchen Erde wieder – der Weide vor dem Dorf. In ihren Ohren steckten Kopfhörer, neben ihr lag die Taschenuhr.
„Du liegst schon wieder hier, Yu?“ drang Elliots Stimme an ihr Gehört. „Es ist so heeeiiiß, ich könnte mich glatt ausziehen.“ beschwerte sich das Mädchen. Der junge Mann sparte sich das Kommentar, das ihm gerade durch den Kopf ging. „Du hast Recht. Verdammt heiß heute.“ stimmte er stattdessen zu. „Ein Sonnenschirm währe praktisch… kannst du einen hohlen Elliot?“ fragte Yu aus einer plötzlichen Idee heraus. „Oh, ja, ich bin mir sicher, irgendjemand hat einen übrig. Bin gleich zurück.“ mit diesen Worten war Elliot wieder davon geeilt. Lächelnd sah ihm Yu kurz hinterher, bevor sie ihre Augen schloss und die Musik genoss.

Es dauerte Weile, dann spürte Yu den kühlen Schatten der auf sie fiel. „Wunderbar Elliot.“ lobte sie den Jungen genüsslich. „Danke für das Lob, Prinzessin.“ erwiderte diese kichernd.
Yu riss ihre Augen auf. Die Stimme die ihr geantwortet hatte war nicht Elliots!
Ein weißer Schirm spendete ihren Körper Schatten. Es war ein tragbarer Sonnenschirm. „Yu-Kari?“ fragte Yu ungläubig beim Anblick der Gestalt, die den Schirm hielt.
„Ja?“ fragte diese lächelnd zurück. „Wie, aber, die Taschenuhr.“ Yu wandte ihren Blick zu der Uhr und sah in den Spiegel, wo sie erneut das Gesicht der Frau vor ihr sah, als würde diese anstatt ihr in diesen hinein sehen.
„Yu, ich habe einen Schi… Yu?“ Elliot, einen großen Sonnenschirm in Händen war zurück gekommen. Vor seinen Augen fand er Yu wieder. „Yu, du siehst blass aus, stimmt etwas nicht?“ fragte er sie. „N-nein, alles okay, mir ist nur etwas Schwindlig… vielleicht bin ich zu lange in der prallen Sonne gelegen.“ log sie zur Not. „Ah, na dann kommt dir der Schirm ja gerade Recht.“ erwiderte Elliot grinsend und spannte den großen Schirm über Yu und sich selbst auf. „Danke Elliot.“ sagte das Mädchen, sich ein Lächeln erzwingend.
Bevor sie es versah war sie in einen Kuss mit dem Jungen verwickelt und … Übliches folgte… was davor passiert war, verschwand vorerst aus ihrem Kopf.

Erst als sie gegen Abend zurück nach Hause kamen und Elliot sagte, er müsste noch etwas für die Ältesten erledigen war Yu wieder alleine und erinnerte sich an die mittäglichen Vorkommnisse.
Ein kurzer Gruß an Char war das einzige, was zwischen ihr und ihrem Zimmer stand. Dort angekommen öffnete sie die Taschenuhr um in das Gesicht Yu-Karis zu Blicken.
„Wie hast du das gemacht? War es eine Illusion…?“ fragte sie etwas verwirrt. „Der Schatten war echt, nicht?“ fragte Yu-Kari schief lächelnd zurück. „Aber wie… ich verstehe es nicht. Du hattest eine menschliche Gestalt… du kannst mir nicht sagen das du…“ „Ich bin du, natürlich habe ich einen menschlichen Körper, Prinzessin.“
Erneut erblasste Yu’s Gesicht. „Aber, aber, aber…“ „Nichts aber, es ist die Wahrheit.“ unterbrach sie Yu-Kari lächelnd. „Beruhig dich, Yu, ganz ruhig.“ sagte sie dann beruhigend. „Aber du kannst nicht ich sein. Ich bin ich!“ schrie Yu darauf hin.
„Hm~ Du verstehst noch immer nicht die Grenzen deiner Fähigkeit.“

Abendessen desselben Tages.
Yu kochte. Char und Elliot saßen am Esstisch. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sollte sie es jemanden sagen? Niemand wusste auch nur davon, dass die Taschenuhr überhaupt lebte. Die Grenzen ihrer Fähigkeiten hatte Yu-Kari gesagt… war sie wirklich so mächtig, sich selbst zu klonen? Wenn nicht, was war Yu-Kari dann? Ein wild gewordenes Ding oder ein wertvoller Freund? Sie musste es bald heraus finden, nur wie…

Tag: 08. Juli
Zeit: 16:00

Yu war gerade dabei im Garten gewaschene Wäsche zum Trocknen aufzuhängen.
Sie wartete darauf, dass die Zeit verging, denn in einer knappen Stunde wollte sie sich mit jemandem treffen.
Ihre Taschenuhr tickte leise in ihrer Handtasche, die einige Meter hinter ihr an der Hauswand lehnte. Doch wenn sie auch noch so leise war, bekam Yu das Ticken nicht aus dem Kopf. „Bitte, Zeit, vergeh.“ murmelte sie genervt.
Der Tag war glücklicherweise nicht so heiß wie die letzten, sonst wäre es nahezu unerträglich gewesen, mit der feuchten Kleidung zu arbeiten.

Zeit: 16:45

„Zeit zu gehen.“ hallte es aus der Handtasche. Yu seufzte erleichtert. „Na endlich.“
Sie nahm die Handtasche, stellte den leeren Wäschekorb zurück ins Haus und machte sich auf den Weg.
Das Ziel war das übliche. Die Bergwiese vor dem Dorf. Wenn es in der Umgebung einen Ort gab, an dem man in Ruhe sprechen konnte, war es dieser. Ihr Gesprächspartner erwartete sie bereits.
„Hi Yu.“ grüßte Valventina erfreut. „Ah, hallo.“ grüßte Yu freundlich zurück und näherte sich der Valküre.
Als die beiden nebeneinander saßen erhob Valventina das Wort. „Recht schöner Tag heute, hm?“ Yu lächelte sie an. „Ja, wunderschön, nach all den heißen Tagen.“ erwiderte sie. „Du wolltest mit mir sprechen?“ fragte dann die Valküre wieder und legte sich zurück in das Gras.
Yu zögerte kurz, bevor sie nickte. „Ja, du erinnerst dich noch an den Tag an dem Sibill gestorben ist… du weißt noch wie es passiert ist?“ Verwundert hob Valventina ihren Kopf. „Ja, was ist damit, nach all der Zeit?“ Yu sammelte sich. „Die Sache ist die. Zwei Tage danach, als ich wieder zu Bewusstsein kam war ein Gegenstand in meinem Raum zum Leben erwacht.“
Ihre Gesprächspartnerin zog leicht die rechte Augenbraue hoch. „Ist das nicht üblich bei dir?“ „Ah, doch, schon, nur dieser Gegenstand ist … anders. Er hat nicht nur ein Eigenleben entwickelt sondern auch eine Persönlichkeit angenommen … meine.“ Valventina setzte sich wieder auf. „Du hast den Gegenstand dabei?“ fragte sie, auf die Handtasche blickend. Yu nickte. Sie fischte kurz in der Tasche herum, bevor sie die Taschenuhr hervor zog und Valventina reichte. Diese klappte sie auf und Blickte in den Spiegel, in Yu-Kari’s Gesicht. „Ist mir eine Freude, eure Bekanntschaft zu machen, Valventina Serisis.“ meinte die zum Gesicht gehörende Stimme mit einem Lächeln. Valventina’s Blick war etwas unergründlich. „Die Freude ... ist ganz meinerseits.“ sagte sie dann und lächelte ebenfalls. Yu-Kari schloss freudig ihre Augen.
„Ich habe sie Yu-Kari getauft… sie sagte sie sei zum Leben erwacht, da ich in jener Nacht soviel Energie ausgestrahlt hatte.“ „Yu, wie viele wissen von ihr?“ sprang Valventina ernst ein. „Ah, nur du und ich.“ gab Yu zu. „Bitte lass es dabei bleiben.“ „Wieso sollte sie? Ich kann mich vorstellen wem ich will.“ pfuschte Yu-Kari dazwischen, dieses mal mit einem etwas finsteren Lächeln. „Was meinst du damit?“ „Sie meinst damit, dass sie sich außerhalb der Uhr materialisieren kann. Sie hat einen Körper.“
„Einen Körper… das meinte sie also damit, dass sie eine Persönlichkeit entwickelt hatte…
Valventina überlegte kurz. „Miss Yu-Kari, wäre es möglich wenn sie kooperieren würden? Es wäre vielleicht von Nachteil, wenn zu viele über sie Bescheid wüssten.“ versuchte die Anführerin der Valküren den Spiegel zu beschwichtigen.
Yu-Kari lachte leise. „Wenn sie mich so bitten, denke ich werden wir zu einem Abkommen kommen.“ meinte sie und nickte edel wirkend.

Jahr: 2026
Tag: 10. Januar
Zeit: 15:11

Seit einem halben Jahr hatte es keine Probleme mit oder um Yu-Kari gegeben. Auch sonst gab es nichts Außergewöhnliches zu vermerken.
Es war momentan tiefster Winter und der Schnee im Dorf lag meterhoch.
Da die Wege jedoch ausgeschaufelt waren, war es für Yu kein Problem voran zu kommen. Während sie mit zwei anderen Dorfbewohnerinnen durch die verschneite Landschaft spazierte und gemütlich tratschte, kam ihnen plötzlich ein Mann entgegen, welcher ein Mädchen auf seinem Rücken trug.
Der Mann rief um Hilfe, doch sah man ihm an, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Er blutete am gesamten Körper und als er Yu und die anderen beiden sah, blieb er stehen, lächelte verzerrt, und brach tot zusammen. Eine von Yu’s Begleiterinnen rannte sofort davon um Hilfe zu holen. Die andere und Yu rannten zu dem Toten und dem Mädchen. Sie waren beide für die Jahreszeit verdammt spärlich angezogen so vermutete Yu das schlimmste, doch des Mädchens Herz, so verwunderlich es doch war, schlug noch…

Beim dorfseigenen Arzt wurde das Mädchen untersucht. Im Gegensatz zu ihrem Begleiter schien sie nicht verletzt zu sein. Sie war stark unterkühlt und offensichtlich dem Tod knapp entronnen.

Es dauerte einige Tage, in denen Yu und ihre beiden Freundinnen das Mädchen täglich besuchten und sich nach deren Zustand erkundigten, doch aufgewacht war sie seither noch nie.
Erst eine gute Woche nach ihrem Ankommen im Dorf erreichte Yu und ihre Freundinnen den Arzt um zu sehen, dass das junge Mädchen aufrecht in ihrem Krankenbett saß und sie schwach anlächelte.
Nach einer kurzen Vorstellrunde stellte sich heraus, ihr Namen war Ikumi. Der verstorbene, der sie getragen hatte war ihr Vater gewesen und sie seien aus der Stadt geflohen, weil man sie dort nicht haben wollte … wieso das so war konnte das Mädchen nicht sagen.
Yu träumte in der darauffolgenden Nacht davon, wie man sie aus ihrem Zuhause geschleppt hatte und dann in einem Labor gefangen hielt. Dann wie sie hier im Dorf ankam und auch hier lange Zeit nur misstrauische Blicke einheimste…
„Alptraum?“ war das Wort, das sie erwachen ließ. Die Sonne stand schon am Himmel und Elliot hatte den Raum bereits verlassen. Natürlich war es Yu-Kari die sie geweckt hatte. „Wenn es doch bloß einer gewesen währe.“ antwortete Yu. „Ist es wegen dem Mädchen? Deinem Traum zu folge, denkst du sie ist kein Mensch, hab ich Recht?“
Yu wand ihren Blick zu der Uhr. „Du bist gut…“ meinte sie. „Ich bin du.“ erwiderte Yu-Kari jedoch nur.

Tag: 26. Januar
Zeit: 10:10

Auch nun, da Ikumi langsam wieder völlig gesund wurde besuchten Yu und ihre Freundinnen sie täglich entweder einzeln oder zusammen.
Heute war so ein Tag, wo Yu sie alleine besuchte.

„Morgen Ikumi.“ „Ah, morgen Yu.“
Die übliche Begrüßung, dann setzte sich Yu zu dem Mädchen aufs Bett. „Na, wie geht’s dir heute, Iku?“ fragte Yu dann. „Oh, ganz okay. Es ist ein bisschen heiß, aber sonst.“ Yu musste dem Mädchen zustimmen.
Die Heizung war etwas zu warm aufgedreht. „Soll ich das Fenster ein kleinwenig öffnen und die Heizung zurück drehen?“ fragte sie. „Ja, das währe toll.“ stimmte das Mädchen ein. Yu tat was sie vorgeschlagen hatte und der Raum kühlte etwas ab. „So ist es doch gleich viel besser.“ bemerkte sie lächelnd und das Mädchen lächelte zurück.
Die beiden verbrachten noch den restlichen Vormittag miteinander und sprachen über dieses und jenes. Nie hatte Yu ihre Vermutungen über die Menschlichkeit des Mädchens zu Wort gebracht.

Der späte Nachmittag desselben Tages.
Yu wollte sich mit ihren Freundinnen treffen und zusammen einen kleinen Imbiss einnehmen, doch eine der beiden war noch nicht am vereinbarten Treffpunkt eingetroffen.
„Wo bleibt sie bloß.“ fragte Yu und zog ihre Taschenuhr hervor, auf der sie die Zeit ablas ohne dem Spiegel einen Blick zu würdigen. „Vielleicht hat sie ihr Freund aufgehalten.“ Ihre Freundin zuckte die Schultern, doch dann streckte sie die rechte Hand aus und machte mit einer plötzlichen lauten Begrüßung auf die sich ihnen nähernde junge Frau aufmerksam. Diese rannte auf sie zu. Natürlich dachten die beiden, sie war so in Eile, da sie zu spät war, doch der Grund war ein anderer. „Iku… Ikumi. Sie ist verschwunden.“ keuchte sie völlig außer Puste. „Was?“ erwiderten die anderen beiden zusammen. „Aber wie ist das möglich. Der Doktor hat seinen Praxisraum direkt zwischen Ikumi’s Zimmer und dem Ausgang… Er musste sie doch bemerken.“ gab die eine ihre Meinung ab. „Das Fenster!“ schoss es Yu ein. „Unmöglich, das ist immer abgeschlossen.“ beschwichtigte sie ihre Freundin. „A-aber ich habe es heute Morgen geöffnet, es war nicht abgeschloss-“
Die drei sahen sich an, dann liefen sie zur Praxis des Doktors. Diese war nicht mehr da … er hatte sich wohl auf die Suche nach dem Mädchen gemacht. Die drei liefen um das Haus und wie erwartet. Im tiefen Schnee hinter dem Haus waren Fußspuren zu finden – deren Größe nach konnten es nur Ikumi’s sein. Die drei Suchenden waren sich einig. Sie folgten den Spuren.

Der übliche Ort. Die verschneite Bergwiese vor dem Dorf. Die Spuren endeten hier, doch von dem Mädchen gab es keine Spur. „Aber wie… Sie mu-“
„HIEAAA!“
„AAAAAH!“
Die Schreie ihrer Freundinnen stoppten Yu’s Gedankengang. Sie drehte sich zu ihnen um und … fand eine übertriebene Menge … roten … Schnee … vor.
„Wah!?“ sie hielt sich ihre Hände vors Gesicht und blickte auf die zwei Leichen die sie dort vorfand.
~hehehehehehehehehehehehehehehehehehehehehehehehehe~
Ein kühles Lachen hallte durch die eisige Abendluft.
„Hallo Yu~“ grüßte Ikumi und Yu wand ihren Blick in die Höhe, wo das junge Mädchen, umgeben von einer roten Aura und bespritzt von Blut, schwebte. Ein eiskalter Blick war in ihrem Gesicht vorzufinden.
„Was hat das zu bedeuten? Warum hast du sie getötet!?“ fragte Yu wütend. „Sie sind mir zu sehr ans Herz gewachsen, genau so wie der Doktor… niemand kann lange leben wenn er in meiner Nähe ist, es tut mir Leid.“ Sie hörte sich nicht so an, als täte es ihr Leid. Im Gegenteil. So wie sie ihre Hände vor ihren Körper hielt und das daran herab fließende Blut gierig betrachtete konnte man sie klar als verrückt einstufen.

„Was hast du vor nun zu tun, Prinzessin?“ hallte es aus Yu’s Handtasche. „Es gibt nur eine Antwort drauf.“ erwiderte die junge Dame, ihren Blick an das schwebende Mädchen gebunden.
Dieses kicherte. „Selbstgespräche? So alt kamst du mir gar nicht vor. Lass mich verhindern, dass du zu alt wirst, okay?“ mit diesen Worten verschwand das Mädchen urplötzlich und erschien erneut hinter Yu, welche nur knapp ausweichen konnte. „Sie ist schnell.“ ging es ihr durch den Kopf, als sie bereits erneut ausweichen musste.
So ging es einige Minuten dahin, in denen Yu nur damit beschäftigt war, nicht getroffen zu werden, bis sie es schaffte genug Zeit zu finden die Quintessenz des Schnees, das Element Wasser, unter ihre Kontrolle zu bringen und Ikumi unter einer Lawine zu begraben. Mühsam kämpfte sich die Blauhaarige wieder hervor und bevor Yu sie erneut attackieren konnte, lief das Mädchen schon wieder wie wild durch die Gegend, es Yu unmöglich machend, einen Treffer zu landen.
„Hehehehehehe~!“
Ein Schmerz in Yu’s rechtem Arm, eine Fontaine aus Blut. Eine unrealistische Menge Blut drang aus einer kleinen Wunde an ihrem Arm aus. Sie hatte es nicht einmal gespürt als Ikumi sie berührt hatte. „Was zur…?!“ Yu wich zurück, sich die blutende Wunde haltend.
Ikumi schwebte lachend vor ihr. „Meine Fähigkeit nennst sich Blood Heat. Sie erlaubt es mir mit schwachen Treffern die kleine Menge an Blut die du verlieren würdest zu vervielfachen.“ erklärte sie, bevor sie erneut in einer schnellen Bewegung verschwand.
Was half es ihr, die Anzahl des Blutes zu erhöhen? Und wie konnte sie überhaupt kämpfen… sie hatte keine Waffe oder Ähnliches bei ihr. Egal! Sie war auf jeden Fall ein ernst zu nehmender Gegner und ihre Geschwindigkeit war für Yu dabei das größte Problem.
Plötzlich blockte Ikumi Yu’s Weg. Sie war tatsächlich an ihr vorbei gerannt, ohne dass sie es bemerkt hatte. Das Grinsen in ihrem Gesicht verhieß nichts Gutes. Das Mädchen sprang ihr entgegen, Yu versuchte auszuweichen, doch war es bereits zu spät. Mit der flachen Hand schlug Ikumi gegen Yu’s Brust. Ein Kribbeln… ein Schneiden… war es die Haut der Hände des Mädchens? Waren ihre Hände geschärft, in irgendeiner Art und Weiße?“
Die Handfläche des Mädchens riss ein Loch in Yu’s Kleid und ließ eine weitere Blutfontaine hervor spritzen, die auf die angreifende Ikumi herab regnete.
Yu griff sich an ihre verletzte Brust. „Sie geniest das Blut so sehr…“ „Es stärkst sie, Prinzessin.“ flüsterte Yu-Kari besserwisserisch aus ihrer Handtasche. „So ist es also…“ es half Yu nicht viel weiter, zu wissen, weshalb ihr Gegner ihr Blut vervielfachte. Es war nur wichtig, sie davon abzuhalten… nur wie.
Nachdem Genuss einer Blutdusche wandte sich Ikumi wieder ihrer am Boden kauernden Gegnerin zu. „Du hältst mehr aus als die anderen beiden… das wird noch ein schöner Spaß.“ bemerkte sie und lachte auf, wich dann jedoch knapp einem grünen Blitz aus. „Huh? Du gibst nicht auf, hm.“ Ikumi grinste, dann startete sie zum erneuten Angriff.
Yu kauerte weiterhin am Boden. Erst als ihre Gegnerin direkt vor ihr war explodierte der Schnee unter ihr Regelrecht und ließ einen Schneesturm über das Kampffeld wehen.
„Waaah! Was für ein mieser Trick! Spielst du nun verstecken!?“ von dem Schnee geblendet verlor Ikumi’s Geschwindigkeit an Wirkung. Bevor sie sich wehren konnte wurde sie erneut von einer Lawine begraben. „Wind und Wasser sind nicht genug… so kann ich sie nur kurzzeitig zurück halten. Eine Idee muss her.“ murmelte Yu, durch den Schnee rennend, um nie an derselben Stelle zu stehen.

Mit einem Mal löste sich der Schneesturm auf. Drei Wirbel aus Blut, die kleinen Wirbelstürmen ähnelten, drehten sich in einiger Entfernung um eine völlig wütende und verrückte Ikumi. Offensichtlich hatte sie mit diesen den Schneesturm neutralisiert.
„Genug der Spielchen! Jetzt bade ich in deinem Blut!!!“ schrie das Mädchen und wie auf Kommando vervielfachten sich die Blutwirbel. Blut spritze durch die Umgebung und die Wirbel näherten sich Yu mit erschreckender Geschwindigkeit. Das Geräusch der Wirbel wurde unerträglich. Ein lautes Knirschen. Yu war umzingelt… sie schrie auf, sie schloss ihre Augen, dann Stille…
Stille, Stille, Stille, Stille, Stille, noch mehr Stille… Stille?
Yu öffnete langsam ihre Augen.

Es war ein tragbarer Sonnenschirm

Yu-Karis Schirm hing vor Yu’s Augen. „Tut mir Leid, aber ich nehme mir die Erlaubnis, mich einzumischen.“ bemerkte die Dame, mit geschlossenen Augen lächelnd – und Ikumi’s Blick, könnte Yu ihn sehen, würde sie auch zum Lächeln bringen.
Das blauhaarige Mädchen blickte verwirrt zu Yu und Yu-Kari. Wo war diese Frau hergekommen? Wie konnte sie es wagen sich ihr in den Weg zu stellen?
„Hey Oma, aus dem Weg!“
Yu-Karis Lächeln zuckte leicht. „Ah, eine Oma bin ich also.“ bemerkte sie und öffnete ihre Augen. Ein goldener Schein kam aus diesen und ihre Pupillen hatten sich zu Katzenartigen Schlitzen zusammen gezogen.
„Prinzessin. Mach was ich sage und dieser Kampf ist gleich vorbei.“ sagte sie. Yu konnte nichts dazu sagen, doch Yu-Kari wusste, sie hatte verstanden.
Die Luft vor Yu riss auf und die Dame verschwand in besagtem Riss. Yu und Ikumi waren beidseitig erstaunt, doch das junge Mädchen nahm es hin, das Yu-Kari auf sie gehört hatte und aus dem Weg ging.
„Da geht deine Retterin. Weiter im Text!“ ihre alte Art zurück gewonnen lief Ikumi auf Yu zu.
Zu spät bemerkte sie die schwarzen Punkte vor ihr im Schnee, aus denen sogleich schwarze Ranken hervor schossen und sie an Händen und Füßen fesselten.
Hinter dem Rücken des gefesselten Mädchens erschien Yu-Kari und kicherte. „Da, die Oma hat dich ausgetrickst.“ scherzte sie. Dann wandte sie sich an Yu. „Erinnere dich zurück an Alexander. Gegen ihn hat der güldene Angriff fehlgeschlagen, doch sie kann nicht ausweichen~“
Yu verstand sofort, was ihr Abbild mit dem güldenen Angriff meinte.
Die junge Dame stand auf und näherte sich Ikumi. „Der Stein der Weisen soll Wasser in Gold verwandeln können. Äther ist eine Version dieses „Steins“ der Weisen.“ erklärte sie dem Mädchen, bevor sich das Blut, dass das Mädchen so liebte zu verfärben begann…
„Ah, was? Aber mein Blut, aah! Wieso tut es weh!?“ Ikumi begann sich in Yu-Karis Fesseln zu winden.
„Wasser zu Gold. Blut besteht aus Wasser. Wasser ist flüssig, also wird auch das Gold flüssig. Flüssiges Gold ist geschmolzen, daher heiß.“ erklärte Yu weiterhin ruhig und schloss ihre Augen dabei, um den Anblick Ikumi’s nicht ertragen zu müssen.
Mit Ikumi’s Leid vergrößerte sich Yu-Kari’s Grinsen.
„Nein, NEIN! Hör auf, es tut weh! Es verbrennt meine Haut!“ flehte die Blut-Dämonin. Mehr und mehr wurde sie leiser, die tränen, die aus ihren Augen flossen verwandelten sich zugleich in Gold und verbrannten sie nur noch mehr. Nach und nach wurde auch das Blut und Wasser im Inneren Ikumi’s vergoldet und bevor sie es selbst bemerkte war sie tot.
„Du kannst deine Augen öffnen, es ist vorbei, Prinzessin.“ bemerkte Yu-Kari. Yu öffnete daraufhin ihre Augen und seufzte beim Anblick der seltsamen Goldfigur, die nur noch annähernd dem Körper Ikumi’s ähnelte. „Du hast mir das Leben gerettet, Yu-Kari.“ sagte sie und blickte sich um. Das gesamte Blut, das den Schnee bedeckt hatte war auch zu Gold geworden und hatte große Löcher in den Schnee gegraben. „Ich kann ohne dich nicht leben, Prinzessin. Und das ist nicht nur ein kitschiger Spruch.“ stellte Yu-Kari klar. Yu wand ihren Blick zu ihr. Yu-Kari bemerkte wie die Energie des Mädchens regelrecht aus ihr verschwand, so legte sie ihre Arme um sie und beobachtete, wie Yu ihn Ohnmacht fiel. „Du hast gut gekämpft, Prinzessin.“ war das letzte, das Yu vernahm.


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