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Normale Version: Schulstreik - Kollegium missbraucht Machtposition?
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Huhu!

Ein (linker) bochumer Schulbund hat für morgen zu einem Schülerstreik aufgerufen. Gestreikt wird, laut Flyer, zB. fürs Abschaffen von G8, fürs Abschaffen des dreigliedrigen Schulsystems, gegen die Diktatur der Lehrer und gegen Bildung für wirtschaftliche Zwecke.

Ich zitiere eine Stelle:
"Letztlich wollen wir nicht mehr und nicht weniger als Bildung, die nicht den Kriterien von Leistung und Konkurrenz untergeordnet ist. Nicht Wirtschaft und Politik sollen entscheiden, was und wie wir lernen, sondern wir selbst. Wir wollen nicht für einen bestimmten Zweck ausgebildet werden; wir wollen uns bilden, um selbstbewusste und selbstbestimmte Individuen sein zu können. Wir brauchen hierfür kein pathetisches Bildungsideal mit dem wir uns den Zweck, zu dem uns die Schule ausbildet, schön redet."

Ein meiner Meinung nach besonders schön formuliertes Argument Big Grin
"Mit G8 erfüllt die NRW-Landesregierung die Forderung der Wirtschaft, junge Menschen müssten schneller auf den Arbeitsmarkt geworfen werden."

Jedenfalls, um so langsam zu meinem Anliegen zu kommen:
Ein paar ihrer Punkte kann ich nachvollziehen und würde ich befürworten, andere nicht, eigentlich nichts besonderes.
Allerdings reagiert meine Schulleitung jetzt mit meiner Meinung nach übertriebenen Sanktionen gegen die Schüler, die teilnehmen wollten.
Laut dem Schulsprecher zählt es als unentschuldigt, wenn man streikt. Außerdem werden ALLE Schüler, die morgen krank sind bzw. als krank entschuldigt sind, überprüft, ob sie auch wirklich krank sind oder den Streik besuchen. (Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie die das machen wollen, es wird morgen leer in der Schule sein.)

Insgesamt wurde hier seitens der Schule massiv Druck auf die Schüler ausgeübt. Durch Einschüchterungen haben einige Lehrer viele Schüler unsicher gemacht.
Und gerade durch diese Demonstration von Machtausnutzung seitens des Kollegiums gewinnen die Demonstranten in meinen Augen schon extrem an Glaubwürdigkeit - es wurde oft wiederholt, dass auch dafür gestreikt wird, den Lehrern ihr Machtmonopol streitig zu machen.

Was meint ihr dazu? Hat die Schule richtig gehandelt? Wird ein Streik / eine Demonstration Sinn machen?
Und die aktuell für mich am interessanteste Frage: Würdet ihr eher den Lehrern nachgeben, da ihr Angst vor Strafen habt, oder würdet ihr euch trotz den Strafen der Schule widersetzen und streiken, um eben zu zeigen, dass man sein Recht auf Versammlung trotz Strafandrohung nicht aufgibt?
Da ich mich sehr gerade für die Bildungspolitik in NRW interessiere, auch schon oft E-Mail an die Bildungsämter gesendet habe, wenn ich irgendwo starke Probleme gesehen habe, nur man kennt das ja wahrscheinlich wird das nicht mal gelesen....

Zunächst wollen wir mal eines klären, ihr streikt nicht, sondern protestiert, das Streikrecht haben nur arbeitende Menschen. bzw.: deren gewerkschaft, eine Schültergewerkschaft gibt es noch nicht, daher könnt ihr nicht streiken. ^^

Dann finde ich diesen Protest ne Prima sache. ^^

G8 ist der größte S..... man kann nicht einfach alles Konservieren, bis es irgendwann mal so eng ist, dass wir nur noch gestörte Schüler haben....

Abschaffungs des Dreigliedrigen Schulsystem, stimme ich seid Jahren dafür, diese Quasi festlegung deines Lebens durch ein Gutachten deines Grundschullehrers ist mehr als Fail... Nehmt die Scheuklappen ab, wenn der euch auf die hauptschule steckt und ihr merkt in 3 Jahren, dass ihr eigentlich was besseres werden wollt, dann ist es zu spät, oder meint ihr ernsthaft nen 10jähriger wüsste genau ob er irgendwann nen Abitur oder Studium braucht.... Weg mit dem Schulsystem und her mit einer vernünftigen und späteren Aufteilung.

Bildung für Wirtschaftszwecke.... Naja.... Streitig... man sollte schon praktisch orientiert arbeiten, aber man sollte immer für sich lernen und nicht für irgendeine Firma, wie gesagt hier stehe ich zwischen beiden Positionen, an für sich haben Beide gute Argumente und auch recht.

Abschaffung der Diktatur der Lehrer? Hier verstehe ich nicht wie das Biotte gemeint sein soll o.o'''

Ansonsten find ich es eine gute Sache, dass die Schüler für eine bessere Zukunft und eine bessere Bildung kämpfen, du solltest auf jedenfall Morgen daran teilnehmen.
(30.06.2011, 19:37)Iruini schrieb: [ -> ]Abschaffung der Diktatur der Lehrer? Hier verstehe ich nicht wie das Biotte gemeint sein soll o.o'''

Es wird mehr Selbstbestimmung gefordert, was Unterrichtsinhalte, Lehrplan, Schulzeit und schulinterne Entscheidungen betrifft.
Als bei uns mal sowas war wo es um Schulautonome freie Tage ging oder (weiß nimmer genau) hatt unsere Direktorin auch von Klasse zu Klasse angedroht, bloß in die Schule zu gehen. War aber auch eher weil das hauptsächlich höhere Schulen betroffen hat. Trotzdem wurde da sicher nicht anders gehandhabt - aus dem verständlichen und einfachen Grund weil manche Schüler sich freuen nicht in die Schule gehen zu müssen und es eben als freien Tag sehen -.- Irgendwelche Rechte intressiert die nicht.

Ich will jetzt nicht damit sagen dass man Schülern weniger (was eh nicht geht) Entscheidungsrechte zuteilen soll aber ich finde wenn Schüler anfangen den Unterrichtsstoff selbst anzufordern, wird das n Käse. Klar, manche denken n bissl nach was man so braucht und so aber den meisten gehts ja nur um so weniger lernen desto besser.

Nichtsdestotrotz muss ich sagen dass wir in Geografie schon Mitstimmsrechte haben, was den Stoff betrifft. Klar, der Grundstein wird von der Professorin festgelegt aber wir hatten jetzt Monate Zeit um uns mit einem Thema unserer Wahl (unsre Gruppe hatte Japan) zu beschäftigen und eine Präsentation drauß zu machen, beziehungsweise Unterrichtsstunden. Da hat man auch gesehn wie sowas abläuft. Eine Gruppe war nach einer Woche fertig, alles fixfertig aus der Wikipedia kopiert. Nur so als Beispiel. Die hatten ne beschissene Präsentation, einer war krank, der andere hatte gefehlt und so weiter. Alle anderen Präsentationen haben glaub ich auch nicht mehr als grad mal 1 Stunde gedauert so rum, im gegensatz zu unsrer Japangruppe, die 3 einhalb einnahm oo Darum find ichs doof wenn schlampige Schüler wirklich den Stoff mitbesprechen dürfen <.<"
Ja ich weiß, ich schweife ab.

Edit:
Achja. Wenn man Angst hat bei bestimmten Lehrern zu streiken, weil man weiß wie die reagieren kann mans eh vergessen. Da dringt man nicht durch. Und bei den Lehrern die das vielleicht sogar unterstützen würden hilfts ja eh nix <.<
ich glaub ich lass morgen schule ausfallen und fahr nach Bochum
(30.06.2011, 19:52)Maggii schrieb: [ -> ]ich glaub ich lass morgen schule ausfallen und fahr nach Bochum

Haha, lol. XD

@Schaf:
Ich denke, das mit dem Mitbestimmungsrecht war eher so gemeint, dass die Schüler 50% der Konferenzen einnehmen sollen, momentan sind es nur 33%.
Da würden sich in jedem Fall ja nicht alle engagieren, sondern nur die, die sich auch dafür interessieren und die sich daher auch damit auseinandersetzen. So Leute wie du gemeint hast (ja, kenne ich auch XD) wären wohl zu faul, um irgendwo freiwillig hinzugehen und abzustimmen.
Bei uns werden die Realschulen auch mit hauptschulen zusammengelegt und zu ganztagsschulen und die Real ist neben dem gym und die real wird gerade umgebaut... zu einem verdammt großem Gebäude
@schneededje: Oder so...
@topic: Hier bei mir in Österreich kam dieser Fall auch schon öfters vor, Schüler_innen wollten streiken/demonstrieren gehen, whatever und dann kam es so weit, dass der direktor sogar polizeiliche unterstützung angefordert hat.
Doch ein paar gingen trotzdem auf den Streik und es passierte...genau gar nichts.
Ich bin der Meinung, dass jede_r Schüler_inn für seine/ihre Ansichten und Überzeugungen demonstrieren sollen dürfte, egal ob es einen Schultag kostet oder nicht, heutzutage lässt sich die Gesellschaft ohnehin schon zuviel gefallen.
Und zu deiner Frage, ja ich würde auf diese Demo gehen um eben genau das auszudrücken, wofür ich demonstriere Wink
(30.06.2011, 19:42)DeepDarkOcean schrieb: [ -> ]
(30.06.2011, 19:37)Iruini schrieb: [ -> ]Abschaffung der Diktatur der Lehrer? Hier verstehe ich nicht wie das Biotte gemeint sein soll o.o'''

Es wird mehr Selbstbestimmung gefordert, was Unterrichtsinhalte, Lehrplan, Schulzeit und schulinterne Entscheidungen betrifft.
Was aber nicht Schuld der Lehrer ist. Die sind ja auch nur Sklaven der Lehrpläne und des Ministeriums. Es ist Utopie zu denken, dass man als Lehrer seinen Unterricht frei gestalten kann.

Aber sonst ist so ein Protest eine gute Sache, das ganze Schulsystem ist ja nicht so toll.

Meiner Meinung nach sollte die Schule viel freier aufgebaut sein: In der Grundschule und eventuell noch Unterstufe, also in den ersten sechs Jahren, lernt man die ganzen Grundlagen, so ähnlich wie jetzt.
Aber danach sollte der Stundenplan frei zusammenstellbar sein. Je freier umso besser. Wenn einer kein Bock auf Mathe hat, dann soll er es auch nicht machen müssen. Wenn jemand lieber Kunst statt Deutsch hat, dann sollte er auch das Recht haben, statt nur zwei Stunden auch sechs Stunden Kunst die Woche zu haben.
Dadurch könnte man dann auch Schüler anhand von Zeugnissen nicht mehr vergleichen, weil jeder andere Fächer und Schwerpunkte hatte - vlt fallen dann auch so dämliche Sachen wie NC an den Unis weg.
Okay, fies wird es, wenn man sich in der Schule denkt: "Boah, Mathe ist ja kacke" - es abwählt... und dann doch Mathe studieren will. Aber so das große Problem ist das ja nicht: Man fängt ja an der Uni eh wieder von vorne an und braucht eigentlich gar kein schulisches Vorwissen (und ich denke in anderen Studienfächern ist das auch so).

Außerdem wäre es für die Schüler wohl auch schön, wenn es statt der "Standard-Fächer" auch neue Fächer zur Wahl gäbe: "Theater" (was ja eindeutig neben Bildender Kunst und Musik fehlt) würde viele Leute freuen. Diverse berufsrelevante, handwerkliche Fächer wären auch nicht schlecht. Oder Psychologie - es ist etwas so Interessantes, aber man kann es sich nur autodidaktisch beibringen oder eben studieren... (wie so vieles - wo soll man nur die Zeit hernehmen? Big Grin)

Aber das ganze Prinzip wird man wohl nie umsetzen können, weil es einfach viel zu teuer ist und es viel zu wenig Lehrer dafür gibt.

Aber man könnte die Mittelstufenschüler, wie von Hartmut von Hentig vorgeschlagen, einfach "ins Leben" entlassen - also selbst ausgesuchte Praktika machen lassen, damit sie rausfinden können, was sie interessiert. Es ist ja so, dass Pubertierende in der Schule eh nicht sonderlich gut aufgehoben sind - auf Grund der biologischen (also auch psychologischen) und chemischen Prozesse in dem Lebensabschnitt lernen sie nicht viel, weil ihr Gehirn anderes zu tun hat, als sich auf den Unterrichtsstoff zu konzentrieren.
(Klar, wenn man ein Fach (oder einen Lehrer!) mag, dann fällt das leichter - aber ein eh schon uninteressantes Fach hat keine Chance, einem durchschnittlichen Jugendlichen in der Pubertät etwas beizubringen - zumindest nicht, wenn der Unterricht so abläuft, wie er es heute tut)