Raupyboard

Normale Version: [TC2] C urse of The World (Part 1)
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
[Bild: shortstroy3.png]
Part 1


Jahr: 2029
Tag: 27. April
Zeit: 07:30

Die weiten Bergweiden der österreichischen Alpen im Frühling.
Die Sonne schiebt sich gerade über die Spitzen hoher, noch verschneiter, Berge.
Von den Sonnenstrahlen wach gekitzelt liegt ein junges Mädchen auf einer weiten, grünen Bergwiese. Wach gekitzelt war nicht ganz richtig, da das Mädchen nicht hier geschlafen hatte. In Wirklichkeit war sie vor einer guten Stunde hierher gekommen, da sie in ihrem Zuhause nicht mehr schlafen konnte.

Das hier liegende Mädchen war hübsch und trotz der morgendlichen, kühlen Temperatur nur mit einem kurzen schwarzen Rock und einer ebenso schwarzen, dünnen Bluse gekleidet.
An ihren Füßen trug sie hohe Stiefel, welche auch schwarz waren.
Ihr langes, blondes Haar, im Kontrast zu ihrer dunklen Kleidung, hatte sich auf dem leicht feuchten Boden unter ihr ausgebreitet. Es wurde von einer einzigen schwarzen Schleife geziert die sie wohl an einem eher zufälligen Flecken platziert hatte.
Die Augenfarbe des Mädchens war unergründlich, da sie ihre Augen geschlossen hatte.
Aus ihren Ohren führte nebenbei bemerkt jeweils ein schwarzes Kabel hervor welches mit einem MP3-Player in ihrer Westentasche verbunden war.
Diese Weste, in sehr dunklem Braun gefärbt, wiederum hatte sie nicht angezogen, sondern lag das Mädchen auf dieser.

„Hey, wo bist du …?!“
Eine männliche Stimme in der Ferne übertönte die ruhige Musik in den Ohren des Mädchens. Diese gehörte einem Jungen aus der Familie in der sie lebte. Es war nicht ihre Familie, doch hatten sie sie aufgenommen als würde sie dazu gehören.
Nicht nur diese Familie, nein, das ganze versteckte Dorf, welches sie hier in den Bergen gefunden hatte, hatte sie nach anfänglichem Misstrauen akzeptiert.
„…!“
Erneut rief der Junge ihren Namen, doch wollte sie ihn weiter suchen lassen. Die Wiese auf der sie lag war überschaubar, er würde sie nicht übersehen können.

Wo war sie mit ihren Gedanken gewesen. Ach ja, das Dorf. Ein verstecktes Dorf, das sich von der Außenwelt abgegrenzt hatte.
Die Bewohner waren geflügelte Wesen die sich selbst als Valküren bezeichneten.
„…!“
War sie wirklich so schwer zu finden? Es wäre kein Wunder. Sie war schon immer schwer zu finden gewesen… Die hatten sie auch nie wieder gefunden.
Die? Wieso erinnerte sie sich jetzt an so etwas…

Jahr: 2005 und Folgende
Tag: beginnend am 29. Februar

Griechenland…
Sie wurde unter normalen Umständen als Kind einer normalen Bauernfamilie geboren. Im Gegensatz zu ihren Eltern und dort lebenden Verwandten, schien sie jedoch von Anfang an sehr talentiert, aufmüpfig und verdorben zu sein.
Bereits mit vier Jahren gewöhnte sie es sich an, nachts heimlich die Tiere des Bauernhofes zu besuchen und brutal zu schlachten. Man fand nie heraus, dass sie es war und beschuldigte Wölfe, die nachts aus der umliegenden Umgebung kamen.

Niemand, auch sie selbst nicht, wusste von den Fähigkeiten, die sich in ihr aufbauten.
Immer mehr Tiere vielen ihrer Gier zum Opfer. Weshalb sie sie tötete, wusste sie selbst nicht, doch wusste sie, sie musste es tun.
Wie es kommen musste, bemerkte ihr Vater eines Nachts, als das kleine Mädchen fünf war, dass sie sich nachts aus dem Haus geschlichen hatte und folgte ihr. Er beobachtete, wie sie ein vor kurzem geborenes Pferdefohlen regelrecht in Stücke zerlegte und erstarrte vor Angst.
Als das Mädchen ihre "Arbeit" getan hatte, drehte sie sich um und entdeckte ihren erschrockenen Vater ... am nächsten Tag erzählte man, die Wölfe hätten auch ihn getötet, als er diese aufhalten wollte.

Trauer lag eine Zeit lang in der Familie. Das blutrünstige Mädchen ging nicht mehr zu den Tieren. Nach dem Mord ihres Vaters fühlte sie, sie musste nicht mehr weiter töten.
Sie hatte die Lebensenergie, in einem Fremdwort: die Quintessenz der Tiere und ihres Vaters geraubt und in sich selbst aufgenommen. Sie wusste nicht, dass ihre inneren Fähigkeiten einen großen Sprung vorwärts gemacht hatten. Sie wusste immerhin immer noch nicht, dass sie diese überhaupt besaß.

Eines Tages, in ihrem siebten Lebensjahr starb ihre Mutter an einer Krankheit.
Das hübsche Mädchen und ihre Verwandten lagen in ewig scheinender Trauen, doch dies sollte sich am Tag des Begräbnisses der Bäuerin schlagartig ändern...
Als die Frau aufgebahrt vor ihrer Familie lag, trat das unscheinbare Mädchen vor um ihr eine unbeschwerliche Reise in den Himmel zu wünschen, so wie es einige ihrer Verwandten vor ihr gemacht hatten, doch als sie ihren Mund öffnen wollte, schlug ihre tote Mutter unerwartet deren Augen auf und stieg aus ihrem Sarg heraus vor das junge Mädchen.
Alle Anwesenden erstarrten, als die tote Frau sich vor ihre Tochter kniete, ihr untergeben die Füße küsste und dann zu Staub zerfiel.
Eine Träne löste sich aus den Augen des Mädchens. Von ihr unbemerkt, wichen ihre Familienmitglieder ängstlich vor ihr zurück. Das Mädchen drehte sich zu diesen um und eine regenbogenfarbene Aura begann sie zu umgeben.
"Ich weiß, was ich bin." hatte sie glücklich zu ihnen gesagt, während ein Schwall Tränen ihr Gesicht hinab liefen. Die Männer und Frauen schrien erschrocken, liefen davon, ließen sie alleine, doch war dies der Erwachten nun egal...
Sie bezog den Bauernhof ihrer verstorbenen Eltern, stahl die verbliebene Quintessenz der übrigen Tiere und lebte einsam, jedoch glücklich und erforschte ihre Fähigkeiten ausgiebig.

Sechs weitere Jahre vergingen, das Mädchen wuchs und mit ihr auch ihr Wissen und ihre Fähigkeiten.

Als irgendwann jemand an die Tür ihres Hauses klopfte, erbebte dieses.
Es war lebendig geworden und das Klopfen schien es gekitzelt zu haben. Klappernd hatte das Haus seine Tür geöffnet und das Mädchen einen Blick auf den unbekannten Besucher in weißem Kittel werfen lassen, welcher das Haus seltsam begutachtete.
Es hatte einiges an Gewalt gebraucht, Haus und Mädchen zu trennen, doch schlussendlich, nach dem Einäschern des Gebäudes, war das junge Monster verschleppt worden…

Jahr: 2021
Tag: wer weiß das schon…

Vor drei Jahren war das Mädchen hierher verfrachtet worden. Sie war nun 16 Jahre alt geworden und man kannte sie mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass es keinen Sinn machte, zu versuchen ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken.
Das Zimmer, welches sie ihr Eigen nannte war voll von Möbelstücken, welchen sie ein Eigenleben verschafft hatte und alles in allem war das Leben als Laborratte besser als man sich es vorstellen hätte sollen – zumindest für sie.
Sie wusste, dass es in diesem Gebäude, in dem sie nun lebte und von dem sie nicht einmal wusste wo es sich genau befand, grausame Forscher gab, welche Mutanten und Monster untersuchen. In ihren Augen waren diese jedoch die wahren Monster…

Man sollte vielleicht aufklären, dass Mutanten und Monster zu dieser Zeit in der Welt verabscheut, gejagt, gefangen genommen und vernichtet wurden.

Ohne es zuerst wirklich mitzubekommen, war der heutige Tag anders als die zuvor. Am Vortag war eine neue Fuhr Gefangener in den Laboren untergebracht worden und mit Hilfe von Außen schienen diese tatsächlich Chaos und Verwüstung innerhalb der Räumlichkeiten anzurichten.
Bevor das Mädchen die Situation richtig mitbekommen hatte war es schon passiert. Nach drei langweiligen Jahren war sie wieder frei und umgeben von anderen, denen es genauso erging.

Sosehr das Mädchen anfangs auch mit dem Gedanken spielte, bei ihren Gleichgesinnten zu bleiben, war sie schlau genug zu erkennen, dass wenn sie alle zusammen blieben, sicher bald erneut jemand kommen und sie wieder einkerkern würde.
Unter diesen Voraussetzungen machte sich die junge Dame lieber alleine auf den Weg in die weite Welt – alleine zu sein war immerhin, was sie am Besten konnte.

Jahr: 2021 – 2024

Diese drei Jahre lang wanderte das nicht mehr ganz so junge Mädchen, dessen Aussehen sich seit Jahren nicht mehr verändert zu haben schien, durch ganz Europa.
Sie kehrte zurück nach Griechenland, lebte kurz in der Schweiz und erreichte schließlich im August 2024 die österreichische Grenze.

Es war nicht so, dass sie noch nie in Österreich war, doch hatte sie auf ihrer Reise noch nie mit dem Gedanken gespielt dort zu bleiben.
Der Anblick der sich ihr jedoch diesmal darbot war etwas, dem sie nicht widerstehen konnte.
Die hohen Berge der Alpen, die vielen grünen Wiesen, die unberührte Natur, die glasklaren Seen in einigen der Gebirgstäler, es erschien ihr wie ein Paradies.

„Junge Dame, was machst du so ganz alleine, hoch im Gebirgen?“ hatte sie plötzlich eine Stimme von hinten angesprochen.
Als sie ihren Blick umwandte fiel dieser auf einen sehr alten Mann. Er schien gebrechlich, schwach und etwas misstrauisch.

„Ah, du bist auf einer Reise? So ein junges Mädchen, ganz alleine… Du bist kein Mensch, habe ich Recht?“ diese Frage ließ das Mädchen etwas zurückschrecken, dann jedoch grinste der alte Mann aus seinem langen Bart heraus. „Keine Sorge, he, ich bin es gewohnt, Nichtmenschen zu treffen.“
Zur Demonstration sprossen aus dem Rücken des Alten große, grauweiße Schwingen hervor. „Ich komme aus… ah, da fällt mir ein, ich habe keine Zeit zum Reden. Ich suche meinen Enkel, hast du ihn gesehen? Braunes Haar, braune Kleidung, braune Flügel…?“
Das Mädchen verneinte, bot dem alten Mann jedoch an, für ihn die Suche fortzusetzen. Sie war jung und kräftig und konnte sich sicher besser und schneller umsehen als der alte Mann.
Dieser war nach wie vor etwas misstrauisch, doch die Überredungskünste dieses intelligenten Mädchens überzeugten ihn schlussendlich.

Des Mädchens Suche dauerte eine gute halbe Stunde. Dafür, dass der Ort für sie unbekannt war, schien ihr die Umgebung vertraut. Es lag womöglich mit ihren Fähigkeiten zusammen, die sehr eng mit der Natur verbunden waren.
„HIIIIILFEEEEE!!! OPA!!! MAMA!!! PAPA!!!“ die Stimme eines erschrockenen Jungen erreichte dann plötzlich die Ohren des suchenden Mädchens.
Dem Geschrei folgend fand sie sich kurz darauf an einer tiefen Felsspalte wieder an dessen Rand sich in einiger Entfernung ein Junge festhielt und sich offensichtlich mit Mühe vor dem Absturz bewahrte. Er sah recht gut aus, vielleicht war er so alt wie sie aussah – wenn sie auch in Wirklichkeit um einiges älter war.

„HIIIILF---“ „Hör auf zu schreien. Das hält man ja nicht aus.“
Der am Abgrund hängende Junge erstarrte. Hinter ihm dürfte doch nur Luft sein, doch wieso kam von dort nun plötzlich eine Stimme. Noch dazu eine so ruhige Stimme…
Er wagte es nicht sich umzudrehen, auch nicht als sich zwei geschmeidige Arme um seinen Oberkörper legten und sich ein graziler Körper an seinen Rücken presste. „Dein Flügel ist gebrochen?“ flüsterte das Mädchen leise und strich mit ihrer Hand über besagten Flügel. „Ich bin …, dein Großvater hat mir die Suche nach dir anvertraut.“ „Opa hat…?“ der Junge bekam seine Stimme wieder. „Wir sollten das besprechen, wenn du wieder auf festem Boden bist.“ schlug das Mädchen vor und schwebte mit dem geflügelten Junge zurück auf die Wiese, einige Meter von dem Abgrund entfernt.
„Danke… a-aber wie hast du das gemacht, ohne Flügel?“ fragte der Junge dann, erstaunt über des Mädchens Flugkünste.
„Mein Geheimnis.“ erwiderte das Mädchen und streckte dem Jungen die Zunge heraus, bevor sie um ihn herum tänzelte. „Ich habe dir meinen Namen gesagt, wie heißt du~“ fragte sie dann. „Ah, mein Name ist Elliot.“ „Elliot, süßer Name. Kennst du den Weg zurück in dein Dorf oder haben wir uns jetzt beide verlaufen?“
Der Junge war von dem Mädchen beeindruckt. Sie strahlte eine so positive Atmosphäre aus und das gegenüber einem völlig Fremden. „A-ah ja, natürlich weiß ich wo mein Dorf ist, ich bin doch nich blöd!“ stammelte er dann als eine Antwort. Das Mädchen näherte ihr Gesicht dem seinen und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken. „Das, das werden wir noch sehen~“
Mit einem hochroten Jungen neben ihr trat das Mädchen den Weg zu einem Ort an, der ihr neues Zuhause werden sollte.

Jahr: 2029
Tag: 27. April
Zeit: 07:30

Die weiten Grünflächen der österreichischen Alpen im Frühling.
Die Sonne schob sich gerade über die Spitzen hoher, noch verschneiter, Berge.
Von den Sonnenstrahlen wach gekitzelt liegt ein junges Mädchen auf einer weiten, grünen Bergwiese. Wach gekitzelt war nicht ganz richtig, da das Mädchen nicht hier geschlafen hatte. In Wirklichkeit war sie vor einer guten Stunde hierher gekommen, da sie in ihrem Zuhause nicht mehr schlafen konnte.

Das hier liegende Mädchen war hübsch und trotz der morgendlichen, kühlen Temperatur nur mit einem kurzen schwarzen Rock und einer ebenso schwarzen, dünnen Bluse gekleidet.
An ihren Füßen trug sie hohe Stiefel, welche auch schwarz waren.
Ihr langes, blondes Haar, im Kontrast zu ihrer dunklen Kleidung, hatte sich auf dem leicht feuchten Boden unter ihr ausgebreitet. Es wurde von einer einzigen schwarzen Schleife geziert die sie wohl an einem eher zufälligen Flecken platziert hatte.
Die Augenfarbe des Mädchens, wenn ihre Augen gerade auch geschlossen waren, war violett.
Aus ihren Ohren führte nebenbei bemerkt jeweils ein schwarzes Kabel hervor welches mit einem kreuzförmigen MP3-Player in ihrer Westentasche verbunden war, den sie DREI getauft hatte – einen Namen verdiente er sich, da er dank den Fähigkeiten des Mädchens ein Eigenleben entwickelt hatte.
Die genannte Weste, in sehr dunklem Braun gefärbt, hatte sie nicht angezogen, sondern lag sie auf dieser.

„Hey, wo bist du Yu?!“
eine männliche Stimme in der Ferne übertönte die ruhige Musik in den Ohren des Mädchens,. Diese gehörte einem Jungen aus der Familie an in der sie lebte, Elliot Faetre. Es war nicht ihre Familie, doch hatten sie sie aufgenommen.
Nicht nur diese Familie, nein, das ganze versteckte Dorf, welches sie hier in den Bergen gefunden hatte, hatte sie nach anfänglichem Misstrauen akzeptiert.
„Yuuu!“
Erneut rief der Junge ihren Namen, Yu, doch wollte sie ihn weiter suchen lassen. Die Wiese auf der sie lag war überschaubar, er würde sie nicht übersehen können.

Wo war sie mit ihren Gedanken gewesen. Ach ja, das Dorf. Ein verstecktes Dorf, das sich von der Außenwelt abgegrenzt hatte.
Die Bewohner waren geflügelte Wesen die sich selbst als Valküren bezeichneten.
„Yuuu~!“
War sie wirklich so schwer zu finden? Es wäre kein Wunder, sie war schon immer schwer zu finden gewesen… die Doktoren hatten sie auch nie wieder gefunden.
Die Doktoren? Wieso erinnerte sie sich jetzt an so etwas… es war vergangen und würde nicht wieder zurück kommen.
„Ah, Yu, da bist du!“ rief Elliot aus und näherte sich nun rennend dem Mädchen, das sich langsam aufsetzte. „Elliot, wieso lässt du mir keine Ruhe?“ fragte sie leise, so dass der sich nähernde Junge es nicht hören konnte. „Morgen Elliot~“ begrüßte sie ihn dann freudig. „Yu, was machst du hier?“ „Es ist doch schön hier. Wenn ich nicht schlafen kann, komm ich öfter hierher und sehe mir den Sonnenaufgang über den Bergen an.“ erklärte sie dem Jungen lächelnd, bevor sie aufstand und sich etwas an seine Seite lehnte, woraufhin sich reflexartig die Hand des Jungen um ihren Rücken legte. „Du hast recht, es ist schön hier.“ stimmte er ihr leise sprechend zu.
Es waren nun gut viereinhalb Jahre, seit sie diesem Jungen das Leben gerettet hatte. Anfangs verstanden sie sich wie Geschwister, doch mit der Zeit hatte sich mehr entwickelt. Sie hatte ihr wahres Alter nie erwähnt und es machte auch keinen Unterschied.
Ihre gegenseitige Liebe hatten die beiden jedoch trotz allem nie in Worte gefasst. Sie lebten zusammen wie am ersten Tag ohne Besonderheiten.
„Mum will, das du nach Hause kommst. Miss Serisis wartet.“ brach der Junge nach einigen Minuten die Stille, woraufhin das Mädchen sich von ihm löste und mit tanzgleiche Schritten etwas voran ging. „Gut~ Ich habe sowieso darauf gewartet.“ gab sie zu wissen und bewegte sich weiter.
Elliot starrte ihr nach… „H-hey, Yu, warte auf mich!“ rief er ihr dann nach und rannte ihr hinterher.

Miss Serisis, oder Valventina Serisis, wie ihr vollständiger Name lautete, war die Anführerin des Valkürenstammes. Sie hatte schon vieles für Yu getan, unter anderem hatte sie den Rest des Stammes davon überzeugt, dass Yu hier leben durfte. Abgesehen von ihr gibt es noch die 10 Ältesten des Stammes. Sie haben eine beratende Funktion Valventina gegenüber, jedoch gleichzeitig auch die Möglichkeit ihre Entscheidungen zu überstimmen und zu entwerten.

Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten Yu und Eliot das Dorf. Es war nicht allzu groß, nicht mehr als 40, großteils aus Holz gebaute, kleine Häuser standen hier, in denen ein bis fünf Personen lebten.
Das Haus der Familie Faetre in dem auch Yu wohnte war zweistöckig. Die Fensterbänke des Erdgeschosses waren mit Blumen geziert. Der zweite Stock besaß einen großen Balkon der die gesamte Länge des Hauses unterstrich. Ein hölzerner Zaun umgab das Häuschen und machte Platz für einen Garten in dem Gemüse und Obst angebaut war.
Die beiden betraten das Haus und bogen sofort nach rechts in das Wohnzimmer ab, wo man sie bereits erwartete.
Auf einem weichen, hellbraunen Sofa saßen Elliots Eltern, Sibill und Char Faetre.
Sibill war meist recht kühl gegenüber anderen doch hatte sich überraschenderweise gegenüber Yu geöffnet, was dazu führte das die beiden sich nun wunderbar verstanden.
Char war ein echter Traumvater, der immer ein Lächeln auf die Lippen anderen zaubern konnte, jedoch auch ernst und streng sein konnte, wenn es nötig war. Ein richtiger, großer Knuddelbär – mit Flügeln.
In einem hölzernen, gepolsterten Schaukelstuhl saß Chars Vater, Elliots Großvater Talon. Er war immer recht zuvorkommend, freundlich und hilfsbereit. Er war ein Mitglied der 10 Ältesten und üblicherweise auf keinen Streit aus – sein alter hat ihm in keinem Fall geschadet, außer das er manchmal etwas langsam auf den Beinen ist.
Zwischen Sofa und Schaukelstuhl auf einem ledernen Stuhl saß, ihren Kopf auf ihre rechte Hand gestürzt und mit der linken eine Kaffeetasse haltend, Valventina Serisis.
„Du lässt mich warten, Aether?“ fragte sie, ihren Kaffee austrinkend und die Tasse auf einem kleinen Tisch neben ihrem Stuhl abstellend. „Entschuldigt die Verspätung, der Morgen war zu schön.“ entschuldigte sich Yu und näherte sich Valventina.
„Oh, ja, du hast Recht. Wie schade das ich ihn dank dir verpasst habe.“ erwiderte die Rothaarige unberührt. „Aber kommen wir zum Grund meines Besuches. Du wolltest, dass ich dir erlaube das Dorf zu verlassen, um in die Stadt zu gehen und einzukaufen. Wie du dir denken konntest waren die Ältesten nicht sehr erfreut darüber – immerhin soll unser Dorf geheim bleiben.“
Sie sah aus den Augenwinkeln zu Talon, welcher leicht nickte.
„Es ist gefährlich wenn dich jemand sehen würde oder du jemandem von uns erzählen würdest, doch sagte ich dir, dass ich einsehe, dass du ein Mädchen der Moderne bist, im Gegensatz zu uns traditionellen Valküren.“ Yu nickte darauf. „Ich habe gestern Abend in einer Sitzung deinen Wunsch anmerken lassen und wir haben darüber diskutiert. Das Ergebnis ist, dass du das Dorf verlassen darfst, unter einigen Bedingungen.“
Yu hatte dies erwartet, so nickte sie erneut. „Welche Bedingungen?“ fragte sie lächelnd.
„1. Du darfst niemandem gegenüber anmerken, dass dieses Dorf oder seine Bewohner existieren. 2. Du musst in spätestens zwei Tagen wieder zurück sein, sonst wirst du dieses Dorf nie wieder finden. Und 3. Beschaffe dir nichts, dass es verlangt, dass du nachträglich erneut das Dorf verlassen müsstest. Hast du das verstanden?“ listete sie die Bestimmungen auf.
Ein drittes Mal nickte Yu. „Ja, Miss Serisis!“ rief sie freudig aus.

Daraufhin verging ein Tag und eine Nacht und erneut ging die Sonne langsam hinter den Berggipfeln der Umgebung auf.
Ebenso, erneut, lag Yu herum, dieses Mal jedoch noch schlafend in ihrem Bett. Das Bett war etwas größer als ein normales Einzelbett jedoch nicht ganz ein Doppelbett. Es war aus hellem Holz, offensichtlich eigenhändig, von einem Tischler im Dorf für sie persönlich angefertigt worden.
Der Raum selbst war recht klein. Die Wände waren mit dunklem Holz verkleidet, die Decke mit hellerem Holz und einer größeren Lampe. Der Boden war von einem weinroten Teppich überzogen, der an den vier Ecken des Raumes in den Boden genagelt worden war.
Neben dem Bett war das Zimmer nur spärlich eingerichtet. Es gab einen größeren Schrank und zwei kleinere Kästchen mit Schubladen. Ersterer barg Jacken für Regen- und Wintertage, zweitere bargen Yu’s restliche Kleidung – mehr besaß sie nicht.
Das Bett stand etwas schräg mitten im Raum und der Teppichboden wies hier und da seltsame, runde Abdrücke auf, die 100%ig mit den Beinen des Bettes übereinstimmten. Dies ließ darauf schließen, dass das Bett des Öfteren bewegt wurde.
Wer sich mit Yu’s Fähigkeiten auskannte, wusste jedoch die Wahrheit. Das Bett hatte durch die Kräfte von Yu’s Quintessenz-Kontrolle ein Eigenleben entwickelt und bewegte sich, wenn man nicht gerade auf ihm schlief, völlig frei.

Den ruhigen Schlaf des hübschen Mädchens unterbrechend klopfte es an der Tür. „Yu, aufstehen, Zeit fürs Frühstück!“ rief die Stimme Sibill’s von außen herein, bevor man sie wieder davongehen hörte.
Yu öffnete ihre Augen langsam und zog sich die Decke über den Kopf, als sie in das helle Sonnenlicht blickte, welches durch die Fenster des Zimmers direkt in ihr Gesicht schien. Unter der Decke machte sie eine Drehung zur anderen Seite. „Frühstück… und danach gehe ich in die Stadt.“ murmelte sie verschlafen, bevor die Decke des Bettes sich plötzlich enger um sie schloss, sich dann schnell ausrollte und das Mädchen damit auf den Boden warf. „Danke, Betty.“ bemerkte sie daraufhin sarkastisch, bevor sie sich mühsam erhob, anzog und zum Frühstück begab.

Das Frühstück lief ohne größere Vorkommnisse ab. Sibill war recht interessiert gewesen, was Yu sich in der Stadt besorgen wollte, doch konnte diese ihr nur als Antwort geben, dass sie es selbst noch nicht ganz wüsste, was genau sie sich besorgen wollte. Sie erklärte nur, dass sie vor allem neue Kleidung brauchte, da sie immerhin nicht für ewig dieselben Klamotten tragen konnte.

Ohne zu zögern hatte sich Yu nach dem Frühstück auf den Weg gemacht, die Bergwiesen der näheren Umgebung zu überqueren. Auf der letzten, die zu Gebiet des Valkürendorfes gehörte, traf sie auf Valventina.
„Du bist also auf dem Weg?“ fragte sie. „Ja.“ erwiderte Yu knapp, verwundert darüber die Stammesführerin hier anzutreffen.
Valventina wand ihren Blick von dem Mädchen und blickte in den Himmel. „In zwei Tagen, enttäusch mich nicht Yu.“ sagte sie. „Ich werde rechtzeitig wieder kommen, ich verspreche es.“ gab das Mädchen daraufhin ernst zu wissen. „Ich weiß, jetzt geh und verschwende keine Zeit.“ „Ja, Miss Serisis!“ mit diesen Worten lief das kleine Mädchen los.
Ihren Blick auf die durch die Luft wehenden, langen Haare Yu’s gerichtet sah Valventina ihr hinterher. „Ich weiß…“

Der Weg in die Stadt war lang und beschwerlich, doch glücklicherweise war Yu voller Energie, was wohl auch mit ihren Fähigkeiten zusammenhing. Sie könnte Tage laufen, ohne aus der Puste zu kommen, so war der Fußmarsch in die Stadt, welcher einen halben Tag dauern würde, für sie kein größeres Problem.

Die Stadt die sie ansteuerte lag an der Grenze zwischen Österreich und Italien. Diese Stadt war noch nicht alt, um genau zu sein gab es sie noch keine ganzen 10 Jahre, doch die vorschreitende Technologie und der Völkerwachstum hatte sie schnell zu einer Großstadt heranwachsen lassen.
Nebenbei bemerkt war dies auch an vielen anderen Orten auf der Welt passiert.
Der Name der Stadt hier war Tallmera.

Als Yu Tallmera erreichte weiteten sich ihre Augen. „Woooow~ das ist mal ein Unterschied zu dem Dorf aus dem ich komme.“ bemerkte sie mit halb offenem Mund.
Hochhäuser türmten sich vor ihr auf, Straßen die diese voneinander trennten und Massen an Menschen. Yu war dies nicht mehr gewohnt. Das letzte Mal das sie eine Stadt besucht hatte war immerhin bereits einige Zeit her.
„Ich hoffe ich finde mich hier zu Recht … und verlaufe mich nicht.“ murmelte sie vor sich hin, als sie sich auf den Weg machte und umsah. Sie sah eine Menge Geschäfte, doch nichts was ihr momentan zusagte. Imbisse, Supermärkte, das waren alles Dinge, die sie nicht suchte.
Ihr erster brauchbarer Fund war ein Gebäude, gekennzeichnet mit einem kleinen i auf blauem Hintergrund. Eine Information, der perfekte Ort um den Irrgarten, den diese Stadt für sie darstellte, zu durchschauen.

Die Information wieder verlassend war das Mädchen mit einem kleinen, handlichen GPS Gerät ausgestattet, welches ihr erlaubte einen Suchbegriff einzugeben und sofort danach zu wissen, wo sich ihr Ziel oder ihre Ziele befanden und wie sie dort am schnellsten hinkommen konnte.
Mit der Hilfe dieses kleinen Helfers fand sich die junge Schönheit bald in der überfülltesten Einkaufsstraße der Stadt wieder. Jetzt galt es nur noch sich umzusehen und ein Geschäft zu finden, das die Waren verkaufte, die ihr zusagten.

Der erste Kaufladen den sie betrat verkaufte Schmuck. Eine hübsche, junge Frau eilte recht schnell auf sie zu, um ihr bei der Suche nach was auch immer sie wollte zu helfen. Yu wimmelte die Frau ab, mit den Worten sie würde sich gerne selbst umsehen.
Sie hatte nicht vor wirklich schmuck zu kaufen, doch der Anblick an sich war doch etwas. Als sie weitersuchte zeigte sich jedoch, dass es hier nichts zu finden gab und ging wieder.

Der zweite Kaufladen den das Mädchen aufsuchte handelte mit Schuhen. Ein Blick Yu’s auf ihre alten, schwarzen Stiefel verriet ihr, dass ein Zwischenstop hier unausweichlich war.
Sie schlenderte zur Abteilung für Mädchenschuhe und ging schnell weiter zur Frauenabteilung, als sie die unpassenden Schühchen und Schuhe dort gesehen hatte.
Die Frauenabteilung sprach sie schon eher an. Es gab elegante Schuhe, einfache Schuhe, ausgefallene Schuhe und einiges das ihr zusagte. Zu vieles, wie sie schnell erkannte. „Vielleicht sollt ich mir erst Kleidung kaufen und dann dazu passende Schuhe suchen?“ fragte sie sich selbst, stimmte sich mit einem Nicken zu und verließ auch dieses Geschäft.

Bei ihrer Suche nach einem Geschäft für Kleidung war Yu ein anderes Geschäft in die Augen gesprungen, ein Uhrmacher. Die Atmosphäre innerhalb des Ladens war seltsam. Gleichmäßiges Ticken von hunderten von Uhren erfüllte den Raum. Es gab hier die verschiedensten Zeitanzeiger. Von neumodischen Digitaluhren, Armbanduhren und Atomuhren zu altmodischen Kuckucksuhren, Taschenuhren und großen Standuhren.
Sie war alleine in dem Laden, mit Ausnahme eines alten Herrn, welcher wohl der Ladenbesitzer war.
Sie stöberte durch die Regale und betrachtete einen nahezu lebendig scheinenden Kuckuck der plötzlich aus einer der Uhren hervor gesprungen war. Über den Schreck den er ihr eingejagt hatte kichernd sah sie sich weiter um, bis sie plötzlich eine Stimme vernahm. „Interessierst du dich für Uhren, Mädchen?“ es war der Ladenbesitzer der sie wohl schon länger beobachtet hatte. „Sie sind interessant. Heutzutage gibt es so viele verschiedene Möglichkeiten sich die Zeit anzeigen zu lassen das man sie normalerweise nicht mehr braucht, insbesondere solche antik wirkenden Stücke.“ Der alte Herr lachte. „Ja, da hast du Recht, mein Geschäft läuft jedoch hin und wieder Recht gut.“ „Das sieht man.“ scherzte Yu sarkastisch, die bereits 15 Minuten alleine war. Der Herr nahm es spaßig auf und lachte erneut. „Diese Stücke dort hinten habe ich selbst angefertigt, wenn du echte Handarbeit begutachten willst, Kleine.“ bemerkte er und deutete auf ein abgeschiedenes Regal.
Ohne zu zögern näherte sich Yu den Stücken des alten Mannes. Wie beim Anblick der Stadt öffnete sich ihr Mund. „S-sie haben die selbst gemacht? D-die sind ja wunderschön!?“
Yu’s Erstaunen war ehrlich gemeint, die Uhren waren wunderbar angefertigt. Es waren großteils die Stücke, die sie zuerst als altmodisch bezeichnet hatte, aber nun…
„Stört es sie wenn ich…?“ „Nein-nein, du darfst sie dir ruhig genauer ansehen.“ unterbrach sie der Ladenbesitzer, wissend, was sie vor hatte.
Yu ging darauf ein und nahm eine Taschenuhr in ihre Hände. Es war eine runde, silberne Uhr mit einer ebenso silbernen Kette. Als Yu die Uhr aufklappte blickte sie in ihr eigenes Gesicht. Ein Spiegel zierte den Innenraum des Deckels der Uhr. Beeindruckt ließ sie ihren Blick auf das Ziffernblatt fallen. Schwarze, römische Zahlen bildeten einen Kreis und zwei schwarze Zeiger drehten sich um die Achse der Uhr. Die Zeiger waren schwer zu beschreiben. Sie waren nicht nur einfache Zeiger sondern wahrhafte Miniaturmeisterwerke.
Unter der Mitte des Ziffernblattes stand McSinos. „Mister McSinos?“ fragte sie. „Ja, was gibt es, junge Dame?“ fragte der Ladenbesitzer zurück.
Yu klappte die Taschenuhr zu und drehte sich dem älteren Herrn zu. „Diese Uhr, ich würde sie gerne kaufen.“ machte sie ihm ruhig klar. „Diese Uhr, kannst du sie hier her bringen, damit ich mir genau ansehen kann welche es ist?“ Yu tat, wie man es ihr sagte und legte die Uhr auf dem Tisch vor dem Mann welcher sie hochhob und sich auf einem Blatt Papier etwas notierte. „Du hast ein glückliches Händchen, meine Hübsche, diese Uhr ist ein einziges Meisterwerk.“
Geschmeichelt lächelte Yu. „Dann sind sie ein wahrer Meister, Mister McSinos.“

Die Uhr hatte einiges an Geld gekostet, doch sowohl der Verkäufer als auch Yu war damit glücklich gewesen. Sie ließ die Uhr in ihre Manteltasche rutschen und befestigte die Kette der Uhr an einem Knopf an ihrem Mantel, bevor sie ihre Suche nach einem Kleidungshändler fortsetzte.

Vom Uhrmacher aus war die Suche nicht mehr allzu lange, bis sie fündig wurde. Ein großes Kleidungsgeschäft baute sich bald vor ihr auf. „Gut, das war Teil 1 der suche, jetzt geht es darum, sich da drinnen zu Recht zu finden.“ kommentierte sie und betrat das Geschäft.
Eine Karte gleich neben der Eingangstür weiß daraufhin das es fünf Stockwerke gab. Im Erdgeschoss war die Herrenabteilung, da Herren offensichtlich zu faul waren in die höheren Stockwerke zu gehen. Im zweiten Stock gab es Kleidung für Kinder, was sich jedoch für Yu als -Kleinkinder- lesen ließ. Der dritte Stock war die Abteilung für Frauen. In Stock vier gab es dann noch Sportkleidung und im höchsten Stock Spezialkleidung für besondere Anlässe.
Erstere zwei und letztere zwei waren für Yu nicht interessant, so machte sie sich auf in Stockwerk Nummer drei, um sich umzusehen.
Im Vergleich zum letzten Laden den sie betreten hatte, war das Mädchen hier alles andere als alleine. Sie ließ sich jedoch nicht davon stören und sah sich um. Wie sie vermutete waren die Größen der Kleider hier alle zu groß für sie, doch hatte sie das eingeplant. Sie wollte sich keine Kleidung kaufen, die sie schon am nächsten Tag anziehen konnte. Sie wollte Kleidung die sie anziehen konnte, wenn ihr ihre momentane nicht mehr passte.
Durch diesen Grund ausgeschlossen war es, dass sie die Kleidung zur Probe hätte anziehen können, doch verließ sich Yu auf ihren Instinkt, welcher jede Probe bei weitem in den Schatten gestellt hätte.
Ihre Ziel war dunkle Kleidung. Sie bevorzugte dunkel über Hell, wie man ihr ansah. Gothic Lolita war wohl der Fachausdruck für das, was sie momentan darstellte. Sie wusste, sie würde aus dem Lolita-Part herauswachsen, doch hielt sie das nicht davon ab etwas dunkles zu kaufen.
Zu ihrer Verwunderung fand sie keine schwarzen Kleider. Diese gehörten wohl zu den Spezialkleidern für besondere Anlässe.
Aus diesem Grund war das, was sie fand, nicht schwarz sondern dunkles lila. Ein langes lila Kleid das ihr etwas zu groß war.
Mit diesem Kleid und noch anderen Dingen unterm Arm ging sie zur Kassa.
„Oh, ist dieses Kleid nicht etwas zu groß für dich?“ fragte die Verkäuferin. „Es ist für meine große Schwester, sie hat nächste Woche Geburtstag.“ log Yu daraufhin. „Oh, bist du sicher die Größe stimmt auch?“ fragte die andere daraufhin nachdenklich nach. „Ja, ich kenne ihre Größen~“ log Yu weiter. „Wenn das so ist. Ach nebenbei, dieses Kleid, normalerweise trägt man hierzu weiße Handschuhe.“ „Weiße Handschuhe… es ist Frühling, da brauch man doch keine…“ „Nein-nein, keine solchen Handschuhe. Warte einen Moment.“
Die Verkäuferin stand auf und rannte kurz durch die Treppe nach oben, um nach einigen Minuten wieder zurück zu kommen.
Sie hielt Yu zwei lange, dünne, weiße Ball-Handschuhe hin. „So etwas hab ich gemeint. Sie sehen toll aus, zusammen mit diesem Kleid, das verspreche ich dir.“ gab sie dem Mädchen zu wissen. Diese überlegte und betrachtete die Handschuhe. Sie sahen edel aus und bequem. Sie selbst würde sie in schwarz bevorzugen, doch das jetzt zu sagen würde seltsam klingen.
„Gut, ich kaufe das Kleid und die Handschuhe und….“ sagte sie schlussendlich.

Mit einer Tasche in ihrer rechten Hand stand Yu nun wieder vor dem Kleidungsgeschäft. Darin befanden sich Kleid, Handschuhe, Strümpfe und Unterwäsche aller Art.
„Ein halber Tag und nur zwei Einkäufe getätigt. Ich wusste das ich nicht viel schaffen werde.“ murmelte sie. „Ich muss noch zurück zu diesem Schuhladen und dann habe ich vielleicht danach noch Zeit mich ein wenig umzusehen.“ schloss sie und machte sich auf den Weg.

Zurück beim Schuhhändler. Mit dem lila Kleid und den weißen Handschuhen im Kopf sah sie sich um, was wohl passen würde. Stöckelschuhe… zwar passend jedoch total unpraktisch, da sie in der Bergen lebte. Etwas sportliches jedoch gleichzeitig elegantes musste her. Ihre Stiefel waren recht stylisch dafür, dass sie nur alte Stiefel waren. Vielleicht sollte sie erneut etwas in dieser Art kaufen?
Da war ein Paar brauner Stiefel, das sie zuvor gesehen hatte. Als sie die Schuhe, an die sie dachte, wiedergefunden hatte, sah sie, dass es ein Paar brauner Lederstiefel war. Edel, ja, für die Berge geeignet, ja, zu ihrem Kleid passend, ja, einfach perfekt!
Mit den bezahlten Schuhen in einem Karton verließ das Mädchen einige Minuten später den Laden.

Es folgte eine Zeit in der Yu sich die Schaufenster anderer Läden ansah, jedoch nichts mehr kaufte. Sie hatte den Großteil ihres mitgenommen Geldes nun aufgebraucht und gerade noch genug um sich vor ihr Rückreise noch in einem Restaurant etwas zum Essen zu kaufen. Dies konnte jedoch noch etwas warten, denn Hunger hatte sie noch keinen.

…Sie verbrachte einen guten viertel Tag damit sich einfach in der Stadt umzusehen, bevor sie in einem hübschen, altmodischen Restaurant zur Ruhe kam. Es war ein kleinwenig überfüllt, doch schaffte sie es, sich einen leeren Tisch in einer Ecke zu ergattern.
Da ihr Platz nicht gut sichtbar war und viele Gäste im Raum waren, dauerte es eine gewisse Zeit, bis sie eine Bestellung machen konnte und nach dem Essen ebenso lange, bis sie zahlen konnte.
Sie hatte sich satt gegessen und wartete nun auf die freundliche Kellnerin, die sie bedient hatte. Sie zog die gekaufte Taschenuhr hervor und betrachtete sich selbst im Spiegel. Es wäre für sie selbst nicht angebracht so etwas zu sagen, doch fand sie sich verdammt hübsch. Sie hatte sich seit langer Zeit nicht mehr selbst betrachtet, höchstens in Seen, doch dort war ihr Abbild dementsprechend verschwommen gewesen.
Im Dorf der Valküren gab es keine Spiegel. Wenn es darum ging gut auszusehen, fragte man jemanden anderen ob er einem die Haare machte. Die Männer liefen sowieso recht zerzaust herum, was wohl mitunter an ihrem Stolz lag, sich nicht helfen lassen zu wollen.
„Ah, ich möchte gerne zahlen.“ wand sie isch dann an ihre Kellnerin, die gerade in ihrer Nähe stand. Diese nickte freundlich. Kurz darauf kam sie an Yu’s Tisch und das Essen wurde bezahlt.
Höflich wie sie war verabschiedete sich Yu und verließ das Restaurant mit gemütlichem Tempo. Einen 3/4 Tag hatte sie jetzt noch, um wieder nach Hause zu kommen. Der Weg würde normalerweise einen halben Tag dauern, so konnte sie sich Zeit lassen.

„Ah, Dienerin, dies Mädchen…?“ … „Oh, Nein-nein, ich zahle nicht~“ … „Natürlich nehme ich einen Nachschlag~“ … „Ich habe nicht viel Zeit, aber wenn es ein so hübsches Ding wie du ist~“ … „Uh, wie lecker~ Wollt ihr auch mal probieren~“

Ah, die frische Bergluft.
Yu war zurück in den Alpen und hatte noch genug Zeit. Vier Stunden früher als erwartet, so konnte sie ruhig etwas langsamer gehen.
Unerwartet war, dass das Mädchen, als sei das Gebiet des Dorfes wieder erreichte, Valventina dort vorfand, wo sie sie zuletzt gesehen hatte. „Willkommen zurück, Yu.“ bemerkte die Valküren erfreut.
Sie saß auf einem größeren Felsen und hatte die Beine übereinander geschlagen. „Sagt mir nicht, ihr habt hier gewartet, Miss Serisis.“ „Doch, genau das… hast du alles bekommen, das du wolltest?“ fragte sie weiter. „Oh ja, das hab ich. Aber sagt, wieso habt ihr hier gewartet...?“ „Ich konnte deine Rückkehr nicht erwarten, Yu. Und lass die Förmlichkeiten. Nenn mich doch einfach Valventina.“

Zusammen schlenderten die beiden zurück zum Dorf, wo man sie freudig erwartete.
Schon auf dem Weg hatte Elliot das Mädchen beinahe mit einer Umarmung erwürgt.
Yu erzählte den Rest des Tages ihrer Familie und Valventina was sie auf ihrer Reise erlebt und gesehen hatte und zeigte ihnen, was sie gekauft hatte. Was für eine Idylle dieses Dorf doch war.

„Einfach wunderbar!“ gab Yu überfreudig freudig und erleichtert von sich, als sie ihre Bettdecke an sich drückte. „Ich hätte mir nie gedacht, dass sie mich so vermissen würden. Einige haben tatsächlich Angst gehabt sie würden mich nie wieder sehen. Sie sind wirklich das tollste auf der Welt. Eine Familie, Freunde, ah, mein Bett~!“
Volle Glückseeligkeit schlief das Mädchen ein.


……
………

„HIEAAAAAAAA!!!!“
Ein lauter Schrei durchdrang das Dorf. Yu’s Augen öffneten sich langsam und sie blickte auf die Taschenuhr, die neben ihr lag – 00:25 – wer macht um diese Zeit bloß so einen Radau.
Genervt zog das Mädchen ihre Decke über ihren Kopf.
„HIIIIIIILF-!!“
Yu’s Augen rissen erneut auf. Hilfe? Hilfe? HILFE?
So schnell wie an diesem Moment hatte sie sich noch nie angezogen. Sie stürmte die Treppe hinunter Richtung Haustür und fand dort Sibill, Char und Elliot. Die letzten beiden versuchten Sibill gerade davon abzuhalten, nach draußen zu gehen. „Was ist los?!“ rief Yu und die drei erstarrten.
„Wir wissen es nicht, aber irgendetwas. Ich gehe raus und sehe mich um.“ erklärte Sibill schnell. „Ich komme mit!“ stimmte Yu zu. Sibill sah sie kurz verwundert an. „Nein, du bleibst hier!“ mischte sich Elliot ein. „Wenn sie will kommt sie mit! Ihr beiden bleibt hier!“ widersprach ihm Sibill. Kurz darauf waren die beiden Frauen aus dem Haus gestürmt.
„Gott, lass sie heil zurück kommen.“ bat Talon, welcher erst in der letzten Sekunde den Raum betrat. Die beiden anderen sahen ihn an. „Gott, lass sie heil zurück kommen.“ sagten sie ihm Chor.

„Sie kommt, *knacks* sie kommt nicht, *knacks* sie kommt, *knacks* sie kommt nicht. *knacks*“ Das Geräusch brechender Knochen und eine ruhige männliche Stimme.
„Sie kommt.“
Sibill und Yu fanden sich auf dem großen Platz in der Mitte des Valkürendorfes. In der Mitte des Platzes stand ein Brunnen in Engelsgestalt und spuckte Wasser aus seinem Mund – normalerweise.
Der Engel hatte seinen Kopf verloren und aus seinem Hals floss eine rote Flüssigkeit, die den Brunnen auffüllte.
Der gesamte Platz war ebenso rot, doch war es nicht nur die Flüssigkeit sondern auch rote Rosen die hierzu beisteuerten. Der ganze Platz war von ihnen übersäht… wie konnten sie so schnell gewachsen sein?
Yu und Sibill den Rücken zugekehrt saß eine Gestalt am Brunnenrand. Sie trug einen schwarzen Mantel mit schwarzer Kapuze. In seinen Armen hielt sie ein Valkürenmädchen. *knacks* Mit einer kurzen Bewegung brach die Gestalt ihr einen Finger ab und verschlag ihn ähnlicher einer Pommes. Einem leisen Wimmern zu Folge lebte das Mädchen noch.
„Sie ist gekommen und es hat nur eine Hand gebraucht, bist du nicht glücklich meine Kleine?“ … „Ja, natürlich bist du glücklich, komm, begrüßen wir Yu~“
Yu zuckte zusammen, als sie ihren Namen vernahm.
Die Gestalt stand auf, das Mädchen baumelte in ihren Armen, sie drehte sich um, sie zog ihre schwarze Kapuze von ihrem Kopf und offenbarte ihren roten Haarschopf. Eine rote Linie zog sich durch das rechte Auge der Gestalt, ein freundliches Lächeln zierte sein Gesicht, Blut rann aus seinen Mundwinkeln. Mit seiner linken Hand packte er die fingerlose Hand des Mädchens und hob sie zu einer Winkbewegung.
„Hi Yu~ Erinnerst du dich an mich~?“

Yu wich zurück, sie wusste nicht was sie sagen sollte, sie wusste nicht ob sie sich übergeben sollte… Sibill hatte bei letzterer Frage die Antwort schon gefunden… Yu wusste … wer da vor ihr stand.
„Was machst du hier!? Wieso bist du hier!? Warum machst du so etwas!? Warum! Warum? WARUM!?!“ Tränen stiegen in die Augen des hübschen Mädchens.
„Warum…? Hm, ich habe dich in Tallmera, in diesem Restaurant, gesehen und dachte mir, wir könnten uns treffen. Der alten Zeiten willen, du verstehst? Ich wusste nicht das du Geflügel magst~ Die Kellnerin war recht appetitlich nebenbei.“ Der Mann kicherte und wischte sich das Blut aus dem Gesicht.
Yu’s Augen wurden leer. „Du … bist mir gefolgt? D-das heißt du bist hier weil ich dort war…?!“ „Hm, ja, genau~“
Sibill fasste sich und ergriff Yu’s Schulter. „Hör nicht auf ihn. Es ist nicht deine Schuld. Er ist dir gefolgt, aber dazu-„ „Wer hat dem VOGELVIEH erlaubt zu sprechen?!“ unterbrach der Mann fauchend und drehte dem Mädchen in seinen Armen den Arm um, welches aufschrie, was Sibill wiederum verstummen ließ – es war ein Wunder, dass das Mädchen noch bei Bewusstsein war.
Yu versuchte sich zu beruhigen, so gut es ging. „Lass das Mädchen los, Alexander!“ schrie sie dann. „Du hast das Bitte vergessen, Yu-chan~“ bemerkte er und hob das Mädchen etwas hoch, um es am Hals abzuschlecken. „Lass sie bitte gehen, Alexander.“ wiederholte Yu ruhig und versuchte freundlich zu klingen.
„Nein, Yu, du musst schon auf die Knie gehen und den Boden küssen und mich als Herr Alexander Caroso ansprechen.“ korrigierte der Mann erneut und grinste.
Yu, bereits am ganzen Leib zitternd sank auf die Knie und drückte ihre Lippen auf den Boden. „Bitte, Herr Alexander Caroso, lass dieses Mädchen frei.“ sagte sie mit zittriger Stimme, jedoch laut genug, damit sie er es hören konnte. „Wovon sprichst du Yu?“ fragte der Mann verwundert klingend. Yu hörte wie Sibill neben ihr auf die Knie sank und schrie. Zögerlich hob das Mädchen ihren Blick, nur um zu sehen wie das Valkürenmädchen aus den Armen des Mannes wie eine Spaghetti in sein Maul gesogen wurde. „Ich sehe hier kein Mädchen, Yu~ Du wirst wohl schon alt~ Außerdem, kein Grund so förmlich zu sein. Du machst dich nur schmutzig, wie eklig, püh~“ sprach Alexander angewidert, grinste jedoch dabei breit.
Yu’s Blick verschwamm. Es war zu viel, es war einfach zu viel für sie. „Aaaaaaaaa….llexandere Carrrroso.“ murmelte sie mit bebender Stimme. „Du hast das Herr vergessen, hihi~“ „ALEXANDER CAROSO!“ „Das Herr, das Herr du dummes Ding! Kapierst du es nicht?“ fauchte er zurück. „Krepiere! KREPIERE in einer HÖLLE aus SCHMETRZEN!!!“
Eine Energiewelle überrollte den großen Platz. Alexander musste die Augen schließen, was Yu erwartet hatte. Als er sie wieder öffnete war Yu hinter ihm und schoss ihm eine geballte Ladung grün gefärbter Blitze in den Rücken – wenn er nicht mit einem eleganten Sprung ausgewichen währe. „Nana, Yu-chan nicht wütend werden, davon bekommt man Falten, hahaha~“ lachte er, als ihn plötzlich ein Blitz streifte. „Whaaa~!“ etwas Mädchenhaft schreiend lief Alexander zwischen Yu’s Angriffen hindurch, amüsierte sich jedoch offensichtlich prächtig.
„Krepier!“ mit diesen Worten färbte sich das Blut am Boden golden und begann von allen Seiten auf Alex zuzuschießen. „Ui, geschmolzenes Gold, wie edel Yu-chan.“ lachte dieser jedoch nur und schien mit Leichtigkeit auszuweichen. „Godhand~“ meinte er dann knapp, was für Yu schon zu spät war.
Eine große schwarze Hand hatte sich um sie geschlossen und hielt sie fest. Alexander lachte und näherte sich dem gefangenen Mädchen langsam. „Unvorsichtig? Ich sagte dir doch, dass dir die Wut nicht helfen kann, nimm’s locker~ Sind doch nur ein paar Zwitschervögel.“
als er diese Worte sgate fiel ihm etwas ein. Er wandte seinen Blick zu der Stelle wo Yu zuvor gestanden war … wie vermutet, der Vogelmensch … Sibill war verschwunden. „Wo… nein!“
schnell wandte der Mann seinen Blick wieder zu Yu. Durch die große Hand bohrte sich geradewegs ein schwarzer Wirbelsturm – Sibill in verwandelter Form.
Die Hand wurde zerrissen und mit ihr auch die rechte Hand Alexanders, welche nebenbei bemerkt das gleiche Aussehen wie das der großen hatte.
Nur noch die Knochen von Alex rechter Hand bleiben zurück. „Aaah, wie … pfui, sieht das aus. Dumme Frauen, ich wusste ihr macht nur Ärger.“
Sibill nahm wieder ihre normale Form an. „Den Ärger machst du!“ brüllte sie. Durch sie abgelenkt schaffte es Yu eine Kugel aus grüner Elektrizität in den Magen des Mannes zu schießen und ihn damit weit davon, gegen eine Hauswand zu schleudern. „Ah, so was auch.“ murmelte er und stand wieder auf, seine rechte Knochenhand in seiner Manteltasche versenkend. „Okay, bereit für Runde zwei~“ ein knochiges Schnippen klang aus seiner Manteltasche.

Die in der Umgebung wachsenden Rosen wuchsen in die Höhe, gefolgt von dicken, von Dornen übersäten Ranken. Nachdem sie eine gewisse Höhe erreicht hatten schlugen sie nach Yu und Sibill aus.
Yu sah dies als ein Ablenkungsmanöver. Alex war ein langsamer Kämpfer. Er konnte nicht einfach so direkt auf sie zulaufen und auf einen Treffer hoffen. „Sibill, er will uns mit den Ranken ablenken, behalt ihn im Auge.“ „Roger.“
Wie in einem Tanz wichen die beiden den Rosenranken aus und beobachteten, wie ihr Gegner sie beobachtete. Sein rechtes Auge, um genau zu sein, beobachtete sie. Diese Fähigkeit war Yu unbekannt, so konnte sie nichts darüber wissen.

Alexander Caroso war ein Monstervampir. Ein vollblütiges Monstrum. Seine Fähigkeiten beschränkten sich auf Pflanzenmagie, die Kontrolle der großen Hand, Godhand, der Fähigkeit alles mit einem Biss zu verschlingen was ihm zwischen die Zähne kam und dem Blick des Basilisk, der es ihm erlaubte, wenn er einen bestimmten Körperteil seiner Gegner damit ansah, dieses Körperteil unbrauchbar zu machen.

Sie hatte es nicht erwartet und war somit darauf hereingefallen. Als Sibill mit einem Schritt einer Ranke ausweichen wollte, reagierte ihr Bein nicht mehr und sie wurde getroffen. Die Dornenranke schloss sich um sie und fesselte sie, bevor sie sie in Alexanders Richtung warf, welcher sie Gentleman-like auffing. „Meine Liebe, sie sind gestolpert, geht es ihnen gut~“ fragte er sie, grinsend und dabei die Zähne bleckend.
Yu sah ihrem Familienmitglied hinterher. Sie wich einer weiteren Rosenranke aus, bevor sie an dieser vorbei auf Alexander zuzurennen begann. „Stopp~“ sagte dieser nur knapp und Yu erstarrte.
„Ha, du siehst also? Erneut habe ich dich in der Hand, kleines Mädchen. Dieses Mal jedoch habe ich eine andere Bitte an dich~“
Sibill wandte ihren Blick zu Yu und sah sie hilfesuchend an, doch Yu wusste nicht was sie tun sollte. Eine falsche Bewegung, möglicherweise auch wenn sie etwas richtig machte … dieser Typ konnte, nein, würde ihre Mutter die sie nie hatte … jederzeit töten.

„Süße Yu, es ist so eine anstrengende und heiße Nacht…“ “Wenn ich mache was er sagt, wird er sie töten?“ „Wie währe es wenn du diese warmen Klamotten…“ “Wenn ich nicht auf ihn höre, wird er sie töten?“ „Du bist so wenig gealtert, ich will sehen ob..“ “Er wird sie töten…“ „Ich will deinen nack…“ „Er wird sie töten, egal was ich mache…“ „Und dich auspeit- … was machst du da, Yu-chan?“
Yu’s Körper war plötzlich von einer seltsamen regenbogenfarbenen Energieschicht umgeben. „Yu-chan, zieh dich aus, oder willst du das ich sie töte?“ fragte Alexander verwundert.
„Diese Person die ich so liebte…“ sprach Yu, mit ruhiger Stimme und schloss ihre Augen. Alexander blickte auf den Körper in seinen Händen. „S-sie ist.“ „…bereits tot.“ „A-aber ich habe nichts getan.“ versuchte sich Alex zu verteidigen und ließ den toten Körper nicht aus den Augen – er konnte es nicht begreifen. „Die Fähigkeit Äther zu kontrollieren. Quintessenz, das Elixir des Lebens. Ich habe oft niemandem mehr das Leben ausgesaugt.“ murmelte Yu.
Alexander wand seinen Blick von Sibill auf das Blonde Mädchen. Aus ihrem Rücken waren zwei prächtige schwarze Schwingen gesprossen, und immer noch hatte sie ihre Augen geschlossen.
Alexanders Augen wurden leer. „Ana, Arch… wir sagten, dass wir uns in 10 Jahren wieder treffen…“ murmelte er. Yu’s schwarze Schwingen schlossen sich um ihn und verrücktes Gelächter drang in seine Ohren. „Sina, Riola… wartet ihr auf mich?“ murmelte er weiter, nein, vielleicht dachte er es auch nur. Die Federn der schwarzen Schwingen Yu’s formten sich in messerscharfe Klingen und durchbohrten den Mann. „Yu-chan… immer schön Lächeln ja?“ ein finsteres, breites, unheimliches weißes Grinsen baute sich vor ihm auf. „Oh, aber Alex-chan, für dich doch immer~“
Der Körper des Mannes löste sich auf, die Flügeln Yu’s folgten seinem Vorbild und das Mädchen sank über dem toten Körper ihrer Mutter zusammen.



Am Morgen fand sich Yu in ihrem Bett wieder. Langsam öffnete sie ihre Augen. „War das nur ein Traum?“ fragte sie und hob ihre rechte Hand gerade nach oben. „Blaue Flecken…“ murmelte sie traurig. Sie erinnerte sich nicht wie sie Alex besiegt hatte oder ob sie ihn besiegt hatte. Das letzte das sie wusste, war der Gedanke daran, Sibill’s Lebensenergie für sich selbst zu nehmen, bevor er sich töten konnte…
Sibill… es dauerte einige Momente bis sie ihren Verlust realisierte und wie wild zu heulen begann.
Vor ihrer Zimmertür war gerade Valventina zum Stehen gekommen und wollte klopfen, doch machte sie kehrt als sie das Heulen vernahm.

Es dauerte eine Weile, bis Yu sich wieder etwas fing, oder ihr die Tränen ausgegangen waren. Ihren Kopf in ihrem Kissen vergraben, spürte sie plötzlich etwas, das ihr bis jetzt noch nicht aufgefallen war. In ihrem Raum … war eine gewaltige Masse an Energie zu spüren. Sie konnte die Energie nicht genauer beschreiben und auch nicht deren Herkunft, doch war sie … bekannt.
„Hast du dich beruhigt?“
Eine Stimme schwang mit der Energie. Eine bekannte Frauenstimme… sie hatte diese Stimme schon so oft gehört doch fiel es ihr schwer sie zu erkennen. Es war nicht Sibill, nein, auch nicht Valventina…
„Was ist los, Prinzessin?“ hallte die Stimme erneut und Yu’s Blick fiel sofort in die Richtung, aus der die Stimme am lautesten zu hören war. Tasche? Die Tasche mit ihren in der Stadt gekauften Gegenständen? „Hey, du hörst mich, hab ich Recht?“
Es war nicht ihr MP3-Player, den hatte sie eingeschoben… So schlecht es ihr auch ging mühte sich das Mädchen aus ihrem Bett zu der Tasche. Ganz sicher, die Energie war hier am stärksten. Sie steckte ihre Hand in die Tasche und zog das, wovon die Energie kam, heraus.
Die Taschenuhr… sie hatte sie vor dem Schlafengehen am Vortag von ihrer Jacke getrennt und in die Tasche gesteckt… weshalb strahlte sie soviel Energie ab. Zögerlich öffnete das Mädchen die Taschenuhr. Sie ging falsch, was daran lag, dass sie sie noch nicht eingestellt hatte… aber sonst schien sie ganz normal… „Ein paar Zentimeter höher.“ wies sie die Stimme an und Yu hob ihren Blick auf den Spiegel im Deckel der Uhr. Ihre Augen weiteten sich. Die Stimme war ihre eigene, natürlich. Es klang so seltsam sie von Weitem zu hören.
Aber das war nicht der einzige Grund gewesen. Die Stimme, und das dazugehörende Spiegelbild waren älter als Yu’s momentan war. „Ich habe dich zum Lebe erweckt… so schnell?“ fragte das Mädchen verwundert. „Dein Kampf vorletzte Nacht, du hast dabei so viel Energie abgestrahlt, da hat es mir gleich Leben eingehaucht.“ Yu wich etwas zurück und legte die Uhr auf den Boden. „Vorletzte Nacht? Ich habe so lange geschlafen… und woher weißt du davon?“ „Ich bin du.“ „I-ich… aber du bist nur ein zum Leben erwachtes Ding. Auch wenn du lebst bist du doch nicht … ich.“ widersprach Yu sofort. „Ich bin du.“ wiederholte die Stimme und das Spiegelbild lächelte. „Was ist passiert… was ist mit Sibill passiert?“ fragte Yu dann sofort, in der Hoffnung der Spiegel wüsste mehr als sie. „Du hast ihre Lebenskraft absorbiert und sie gegen Alexander eingesetzt. Es ist nichts von ihm übrig geblieben. Was Sibills Körper anbelangt, denke ich er ist im Haus aufgebahrt.“ erklärte das Abbild und hob nachdenklich ihren rechten Zeigefinger an ihr Kinn. „Danke!“ rief Yu aus, klappte die Taschenuhr zu und stürmte aus dem Raum.
„Nichts zu danken, Prinzessin.“ flüsterte es aus der Uhr und die Energie im Raum wurde wieder schwächer. Offensichtlich wollte die Uhr nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Yu stürmte in das Wohnzimmer des Hauses, wo Valventina gerade mit ihrem Vater sprach. Elliot und Talon waren nicht hier.
„Yu…“ begann Valventina beschwichtigend, doch unterbrach sie Char. „Yu, bist du … halbwegs okay? Du hast einen ganzen Tag und eine ganze Nacht geschlafen… wir hatten Angst du würdest nicht mehr aufstehen.“ sagte er und beobachtete Yu’s schweifenden Blick. „Suchst du … etwas?“ fragte er. „M-Mama, wo ist…?“ Valventina und Char sahen sich kurz an, bevor sich die Frau zu Yu begab. „Du weißt, Sibill, deine Mutter, sie ist…“ sprach sie. „J-ja, das weiß ich… ich meine, wo ist ihr… wo ist sie jetzt.“ versuchte sich das Mädchen klarer auszudrücken. „Du meinst ihr Körper?“ vergewisserte sich Valventina. Yu nickte schwach.
„Sie ist in unserem Schlafzimmer aufgebahrt.“ gab Char ruhig zur Auskunft und noch bevor einer der beiden sie aufhalten konnte war Yu davon gerannt.

Da stand sie nun, vor dem Grab ihrer Adoptivmutter, die sie so sehr geliebt hatte. „Es tut mir so Leid, Mutter.“ „Was tut dir Leid, Yu?“ Elliots Stimme. Er hatte den Raum nach ihr betreten.
„Dieser, derjenige der da draußen alle umgebracht hatte, er ist mir hierher gefolgt.“ „Jemand hat … Leute umgebracht?“ fragte Elliot verwirrt.
Noch verwirrter als er sie sah Yu ihn an. „Wovon sprichst du Yu, hast du … schlecht geträumt?“ fragte Elliot besorgt und legte seine rechte Hand auf Yu’s Stirn. Diese packte seine Hand. „Ja… ein Traum… das wird es sein.“ murmelte sie. „Es muss daran liegen das Mama gestorben ist. Es hat dich ziemlich mitgenommen… Es hat mich so seltsam getroffen, dass es dich so viel mehr berührt hat als mich, obwohl … ich ihr wahrer Sohn bin. Ich habe geheult und mich in meinem Zimmer eingeschlossen… du bist in Ohnmacht gefallen und wir haben befürchtet du würdest auch sterben.“ erklärte der Junge dem Mädchen und in ihrem Kopf kam alles durcheinander. „Ich glaube ich leg mich noch mal ein bisschen hin. Denkst du das ist okay für alle?“ fragte Yu ruhig. „Ich habe etwas Kopfschmerzen… vielleicht bin ich zu schnell aufgestanden.“ log sie. „Miss Serisis wollte mit dir sprechen… aber ich denke das kann warten. Leg dich hin, ich sag ihr Bescheid.“
Yu streckte ihren Kopf nach vorne und küsste Elliot kurz auf die Lippen. „Danke, du bist wirklich der Beste.“ sagte sie ruhig und rannte an ihm vorbei aus dem Zimmer.
„Sie hat wieder angefangen zu heulen…“ murmelte dieser, sich eine Träne des Mädchens von der Wange wischend.

Zurück in ihrem Zimmer schloss Yu die Tür hinter sich ab, schnappte sich die Taschenuhr und verkroch sich unter ihrer Bettdecke. Tränen rannten ihr übers Gesicht, als sie die Taschenuhr öffnete und in das lächelnd Gesicht ihres älteren selbst blickte. „Was ist hier los? Was?“ fragte sie, völlig am Boden zerstört. „Deine Fähigkeiten. Du hast Alexander ausgelöscht, vollständig. Alles was dazu gehört. Jede Erinnerung an ihn, jeden Schaden den seine Fähigkeiten angerichtet haben und die Erinnerungen an die, die er getötet hat. Du hast seine pure Existenz aus dem Geschichtsbuch gestrichen.“ erklärte das Spiegelbild und verkniff sich ein Kichern. „Seine pure Existenz? Meine Fähigkeiten gehen so weit?“ fragte Yu mit starrem Blick. „Ja, deine Fähigkeiten sind die Verkörperung des Alles, du kannst alles.“ erklärte das Abbild weiter und lächelte ein kleinwenig unheimlich, doch beachtetet Yu dies nicht weiter. „Es ist … das Beste so, habe ich Recht?“ fragte Yu zögerlich. „Aber natürlich. Niemand erinnert sich an seine Verluste, als wären sie nie gewesen. Dies ist die schönste Lösung überhaupt.“ stimmte das Spiegelbild zu und Yu nahm es so hin. Natürlich war vergessen eine Lösung… doch ob es die Beste war.
Yu klappte die Taschenuhr zu. Es war einfach zu viel auf einmal. Mit nicht viel Mühe schlief sie wieder ein.

Part 2 >>>