Themabewertung:
  • 1 Bewertung(en) - 1 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
[Original-Story] Die Treppe hoch, dann die erste Tür links
Beitrag: #1
vom - [Original-Story] Die Treppe hoch, dann die erste Tür links
Die Treppe hoch, dann die erste Tür links

Prologe
Man fährt den Highway entlang bis zur St. Christopher Memorial Kirche, mal angenommen einen interessiert der Name von dem alten Haufen Mauersteine, und biegt dann in die ehemalige „Bankerstreet“ ein, die nun in „West – Bankerstreet“ umbenannt wurde, weil es anscheinend irgendwo in der Umgebung noch eine gab und sich ein paar Leute wegen Verspätungen bei der Stadt beschwert hatten. Nun fährt man bis ans Ende dieser heruntergekommen Einbahnstraße bis zu dem alten Industriegebäude, welches bis auf den kürzlich renovierten 3ten Stock aussieht als würde es in ein paar Tagen abgerissen werden. In diesen muss man auch, wobei ich den Aufzug nicht empfehlen kann, da er vor ungefähr 2 Monaten bis in den Keller gekracht ist und sich keiner der Bewohner verpflichtet fühlt den Mechaniker zu rufen. Im Dritten angekommen geht man den in hellblau angestrichenen Gang entlang und klopft an der ersten Tür links. Die Rechte ist nicht zu empfehlen, da dort zwar ein Mann im selben Alter wohnt, dieser aber nicht wirklich denselben Beruf ausübt. Eigentlich sogar einen völlig anderen. Kommt darauf an wie nah man Detektivarbeit und Plastische Chirurgie nebeneinander stellt. Das kleine Büro betreten wird man meistens von einem lauten Gähnen begrüßt und leisem Gefluche. Während sich der Mann hinter dem Schreibtisch regt und streckt hat man die letzten Chance wegzurennen. Werden sie diese nutzen? Nun, das kommt darauf an welche der beiden „Ersten“ Türen links sie betreten haben. Die für jede sichtbare, oder das Exemplar magischer Natur? Nur die Menschen, die wirklich Hilfe brauchen, können die wahre Detektei Raiden betreten und nur diesen wird tatsächlich geholfen. „Die wahre Detektei“ ist jedoch ein wenig aus der Luft gegriffen, da man an sich denselben Raum betritt. Nur sollte man die falsche Tür nehmen wird sich Meisterdetektiv Raiden nicht einmal im Ansatz darum bemühen ein Gespräch zu beginnen, selbst wenn er das Geld gut für das Zahlen der Stromrechnungen gebrauchen könnte. Nun denn, so findet man die Detektei der Wünsche, viel Spaß bei ihrem Besuch und denken sie immer daran: Nichts anfassen, es wurde seit Jahren nicht sauber gemacht.

Kapitel Nummer 1 - Merkwürdige Fälle
Es war kurz vor meiner Mittagspause als die Tür aufsprang. Ich dachte nicht daran, mich von meiner Hängematte zu bewegen um dem Besucher „Hallo“ zu sagen. Stattdessen öffnete ich eines meiner Augen und sah welche Tür sich da gerade geöffnet hatte. Zu meinem Bedauern war es die Tür, welche „Arbeit“ bedeutete. Ich mag diese Tür nicht, müsst ihr wissen. Ich darf die Leute, die sie benutzen nicht anschreien, nicht beleidigen, nicht auslachen und schon gar nicht aus meinem Gedächtnis löschen. Immer haben sie irgendwas Wichtiges zu sagen und zahlen dazu auch noch gut. Letzteres ist zwar ganz nett, aber da die Aufgaben, die ich von ihnen bekomme meistens tödlicher Natur sind bin ich immer hin und her gerissen wenn einer meiner Kunde, wie auch an diesem Tag, bis zu meinem Schreibtisch kommt, welcher übrigens vorteilshafterweise genau vor meiner Hängematte steht, und mich auffordert mich aufrecht hinzusetzen und mir seine Probleme anzuhören. Aber was soll ich groß tun? Irgendwann muss ich auch mal Stromrechnungen bezahlen. „Detektei Raiden, wie kann ich helfen?“, fragte ich so desinteressiert klingend wie es mir möglich war. Mein Kunde war ein junger Kerl, wohl gerade erst mit seinem Studium fertig geworden. Irgendwo tat er mir leid. Die meisten meiner Kunden haben ein ziemlich kurzes Leben. „Man sagte mir, sie würden „merkwürdige“ Fälle annehmen“, stotterte er. Wäre ich pingelig hätte ich ihn auf die Spucke, welche wegen seiner unsauberen Art zu sprechen auf meinem Schreibtisch gelandet war, aufmerksam gemacht, doch so ein Mensch bin ich einfach nicht. „Bitte hör auf, auf meinen Tisch zu sabbern... der war teuer“, sagte ich, aber bitte glauben sie mir, nur mit den besten Absichten. Mein Kunde wurde rot im Gesicht. Nicht nur unfähig zu sprechen sondern auch nicht fähig Kritik zu verkraften, meine Lieblingssorte. „Spuck's endlich aus, ich bin ein viel beschäftigter Mann!“, brüllte ich ihn vielleicht etwas zu laut an. Ich wollte halt meine Kreuzworträtsel fertig haben bevor ich mir die nächste Zeitung von einem meiner Nachbarn klauen würde. Ich schiebe solche Dinge nicht gerne auf. „Man hat meinen Vater ermordet“, schluchzte mein nun auch noch nah am Wasser gebauter Gast. Ich hatte nie Glück mit Klienten, doch dieser hatte es weit auf meine „Nie-wieder-reinlassen“-Liste geschafft.

Aber ich bin Profi und bin es auch schon immer gewesen, also hörte ich mir seine Geschichte an. So wirr es für Außenstehende auch klingen mag, er wurde anscheinend von etwas nicht wirklich vorhandenen verfolgt. Jedenfalls sagten ihm einige Psychologen genau das. Die Tatsache, dass er jedoch durch die erste Tür gekommen ist ließ mich daran zweifeln. Für mich war die Sache klar, ich entschied mich den Job anzunehmen. So selten wie ich Aufträge bekam, kam mir das Geld recht gelegen. Als ich zustimmte die Sache unter die Lupe zu nehmen fing er an wie ein Vollidiot zu grinsen und ohne Pause wie ein wilder meine Hand zu schütteln. Wieso kriege ich nie normale Kunden?

Als er am nächsten Tag das Haus verließ verfolgte ich ihn also und hielt nach seinem „Stalker“ Ausschau. Und tatsächlich, mir viel ein sehr dubioses Auto auf, welches uns tatsächlich ein paar Straßen lang hinterher fuhr, bevor es dann abbog nur um sich ein paar Stunden später wieder an unsere Fersen zu hängen. Nach genaueren Betrachten war die Sache für mich klar. Ich drängte mich bevor mir eine alte Dame zuvor kommen konnte in eine nahe liegende Telefonzelle und rief meinen Klienten auf seinem Handy an. Während ich mit einer Handtasche verprügelt wurde erklärte ich ihm, dass er doch bitte in irgendeine dunkle Seitenstraße gehen sollte, sobald es Nacht ist und die Laternen angingen. Er stimmte mir, obwohl hörbar geschockt, zu, ich entschuldigte mich bei der Dame und ging mir noch einen Becher Kaffee an einer kleinen Imbissbude holen um mir nicht auf der Stelle einzuschlafen. Genialität macht müde.

Die ersten paar Lichter schalteten sich ein und wie aufgefordert bewegte sich der von mir verhasste Auftragsgeber in den dunkelsten möglichen Ort. Ich folgte ihm ein paar Sekunden später nur um zu sehen, dass das Auto dort bereits geparkt hatte. Heldenhaft wie ich halt bin rannte ich vor und hielt meine Taschenuhr in Richtung des Wagens um ihn zu schützen. Ohne wirklich zu wissen von wo der Angriff kommen würde wehrte ich ihn ab. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte man sehen wie eine gewaltige mit riesigen Klauen bestückte Pranke gegen meine Uhr schlug und an dieser abprallte. Reflexartig stieß ich mit meiner rechten Hand hervor und versuchte mit meinem Gegner in Berührung zu kommen. Sobald ich etwas kaltes, feuchtes zu fassen bekam stieß ich die Bestie mit Hilfe einer Druckwelle gegen ihr Fortbewegungsmittel, welches unter dem Gewicht des Dings zusammen brach. „W-Was ist das?“, stammelte der von mir gerettete. „'N Schatten Wanderer, saß auf dem Wagen und hat sie gierig angestarrt. Es ernährt sich von Angst, da hatte es bei ihnen ein gefundenes Fressen“, erklärte ich ihm und widmete mich wieder meinem Gegner, welcher sich inzwischen aufgerichtet hatte. Das wusste ich, weil meine Druckwelle magische Rückstände an seiner Haut hinterlassen hatte, welche ich zwar nicht sehen, aber wahrnehmen konnte. Mehr springend als rennend bewegte sich der Rückstand auf mich zu. Um die Sache nicht komplizierter zu machen als sie war benutzte ich meine tödlichste Technik gegen das Vieh: Einen Bierdeckel. Kurz bevor seine Pranke mich treffen konnte warf ich ihm den Deckel vor die Füße und aktivierte die mit Kugelschreiber darauf gekitzelten Runen. Aus dem Nichts erhob sich mein bewehrtes Bannviereck, welches übrigens um einiges effektiver ist als ein Bannkreis, und hielt den Schatten Wanderer in Position. Eine letzte Druckwelle kombinierter damit, dass er vom Viereck festgehalten wurde und nicht weggedrückt werden konnte und ich zerquetschte ihn bis sein dickflüssiges Blut aus allen Ecken, Kanten und Geraden seines Körpers auf den Boden tropfte. Mein Kunde fiel in Ohnmacht.

Der Vertrag den ich für diesen kleinen Auftrag aufgesetzt hatte war der Standard Vertrag gewesen. Ich erfüllte meine Aufgabe, ich bekam mein Geld und der Kunde bekam nachdem er sein Geld überwiesen hatte eine Gedächtnissperre um all die schrecklichen Dinge zu vergessen, die ihm passiert waren. Es war für uns beide das Beste. Er war sein Problem los und würde keine Albträume bekommen und ich würde ihn nie wieder sehen und auch nicht von ihm auf Facebook geaddet werden. Konnte es besser als das sein?

Kapitel Nummer 2 – Dad

Genervt klopfte ich mit meinem Zeigefinger auf den Tisch unter dem ich mehrere tausend Kaugummis und weitere Substanzen aus meinen Albträumen vermutete. Es roch nach verbranntem Fleisch und Kotze. Ich hasse Fastfood-Restaurants. Sie erinnern mich immer an mein Leben. Ein unendliche Quelle an Verzweiflung, Pech... wie dem auch sei, vor mir saß ein Mädchen, ich weiß nicht mehr genau wie alt sie war, aber woher sollte ich das auch wissen? „Papa, Mama erlaubt dir nur die paar Mal im Jahr mich zu sehen“, sagte sie zu mir als wollte sie irgendwas bestimmtes andeuten. Ich nickte ihr zu und fragte mich was genau sie doch gleich gesagt hatte. Das war ihr wohl nicht genug, also redete sie weiter: „Könntest du also bitte, bitte mit mir reden oder sonst irgendwas väterliches tun?“ Sie hatte schon irgendwie Recht, ich war ihr gegenüber ein bisschen unfair. Die Kleine konnte schließlich nichts dafür, dass ihr Mutter mich mit einem Tankstellenarbeiter betrogen, die Scheidung eingereicht, mich ausgenommen und mir dann auch noch meine Wohnung weggenommen hatte. Ich knurrte ein wenig, sah aber dann endlich von der Uhr, die scheinbar mit voller Absicht langsamer lief nur um mich länger an diese nervige Verabredung zu nageln, und sah meiner Tochter, Evelyn hieß sie bevor sie ein paar Jahre später ihren Namen zu Tiffany ändern ließ, in die Augen. „Dann reden wir halt“, sagte ich zu ihr, meine Gedanken bereits bei meiner Hängematte. „Du bist jetzt 14, oder?“ „13.“ „Sicher?“ „Ich bezweifle, dass ich mich irren könnte.“ „Hat deine Mutter dieses Arschloch von einem Buchhalter geheiratet?“ „Ja, und sie hat mir gesagt ich soll sie sofort anrufen damit sie mich abholen kommen kann solltest du ihn so nennen.“ Sie muss mein aufkommendes Lächeln bemerkt haben, denn sie schüttelte den Kopf und sagte: „Nein, so leicht wirst du mich nicht los.“ Ich stand in Versuchung meine Schädeldecke an dem billig Tisch aufzubrechen oder aufs Klo zu gehen um an den grässlichen Gerüchen dort zu krepieren, aber ich hatte zu große Angst vorm Tod um ihn selbst einzuleiten.

Die Situation war angespannt, aber wenigstens redeten wir nicht. Ich konnte nie gut mit Kindern und wie ich leider später feststellen musste noch viel weniger mit meinen eigenen. Vor allem nicht mit denen von dieser verfluchten Hure. „Ich habe schon mal bestellt“, sagte mir Evelyn, Enttäuschung in dieser Stimme, die fast so klang wie die meiner Ex-Frau. Wie sehr ich sie doch umbringen wollte... Moment, wann war Evelyn weg gewesen? „Warum sagst du nicht einfach, dass du mich hasst?“, fragte sie mich. Ich konnte die Ansätze von Tränen in ihren niedlichen kleinen Augen feststellen. Wären es nicht die Augen meiner Ex-Frau gewesen hätte es mich wohl mehr gestört. „Ich hasse dich nicht“, grummelte ich ohne zu versuchen überzeugend zu klingen. „Es ist nur, du hast einen Vater, er ist um Längen erfolgreicher als ich und kann dir um einiges mehr bieten, warum zur Hölle bestehst du so sehr auf diese Treffen mit deinem Nichtsnutz von leiblichen Vater?“ Das hätte ich vielleicht sagen können ohne mein eigenes Selbstvertrauen auf 0 zu bringen, aber ich hatte Hoffnung sie würde es verstehen. „Weil ich dich mag“, antwortete sie. „Darum halt.“ „Tust du nicht.“ „Doch.“ „Nein.“ „Doch.“ „Nein.“ „Nein.“ „Doch.“ „Siehst du?“, fragte sie, glücklich dass sie es geschafft hatte über meine überlegene Intelligenz zu triumphieren. „Fick dich“, tat ich das einzig richtige: Ihren Sieg nicht akzeptieren. „Du bist so unreif.“ „Warum magst du mich dann?“ „Darum.“ Ich sah auf die Uhr. Endlich war es Zeit zu gehen. Das Essen kam, ich ließ es mir einpacken und verließ das Restaurant. Sie schaute mir traurig hinterher. Was sollte ich denn tun? Ich war nicht ihr Vater. Ich war nur ein zu alt gewordener Kindskopf, der nichts mehr in seinem Leben hatte. Sie konnte jemand besseres haben.

Am Abend bekam ich wie nach jedem der kleinen Treffen mit Evelyn einen Anruf von dem Monster, das sie hervor gebracht hatte. „Jo, Rose“, murmelte ich ins Telefon, schon halb am schlafen. „Lass mich erst einmal erklä...“ Ich kam nicht dazu ihr irgendwas zu erklären. Ich war drei Jahre mit ihr verheiratet gewesen und war nie dazu gekommen, ich kriege seit dreizehn Jahren Anrufe wegen unserer Tochter und war nie dazu gekommen. Ich hatte es nicht anders erwartet. „Es gibt nichts zu erklären, Charles!“, schrie sie mir ins Ohr. Danach schrie sie noch irgendwelche Beleidigungen, aber ich war schlau genug gewesen mein Trommelfell in Sicherheit zu bringen und das Telefon von mir weg zu halten. „Rose, bitte, lass mich einmal ausreden“, versuchte ich es erneut, als sie sich scheinbar an meiner Schreibtischlampe abreagiert hatte. Sie schien für ein paar Sekunden tatsächlich zu überlegen, antwortete dann aber in ihrer teufelsgleichen Stimme: „Nein, du hörst mir jetzt erst einmal zu! Es ist deine Tochter, sie will dich sehen und du tust ihr so etwas an!“ „Es ist nicht meine Tochter, Rose.“ „Sie ist dein Fleisch und Blut!“ „Wir haben uns eine Woche nach ihrer Geburt scheiden lassen, ich war so viel an ihrer Erziehung beteiligt wie meine Pokerfreunde.“ „Bedeutet dir dein Kind denn gar nichts?!“ „Noch weniger und sie ist nicht mein Kind.“ Ich hatte sie besiegt. Sie war sprachlos. Gott, fühlte sich das gut an. Danach kam das mich erlösende Freizeichen. Sie hatte aufgelegt. Gut gelaunt legte ich mich an diesem Tag schlafen.

Kapitel 3 - Ehe
Es war ein ruhiger Nachmittag, ich hatte mich mit einem guten Buch in meine Hängematte gelegt und zwischendurch einige Rechnungen nicht bezahlt. Das Übliche. Wäre nicht noch an genau diesem Tag jemand durch meine so verhasste Tür gekommen hätte ich wohl meine Wohnung aufgeben müssen. Ich bin wohl ein Glückspilz. Völlig grundlos ließ ich mein Buch beim Anblick der weiblichen Kundin in meiner Schreibtischschublade verschwinden. Es war nicht unbedingt etwas, dass sie interessiert hätte. Ich streckte mich, setzte mich aufrecht auf meinen etwas unüblichen Stuhl und lächelte sie an. „Hier oben bin ich“, sagte sie. Ich lächelte sie an. „Sie sollen der Beste sein?“ „In und außerhalb meines Bettes, jawohl!“, antwortete ich in mehreren Aspekten höchst motiviert. Sie schwieg, ich lächelte. „Ich werde mir wohl doch jemand anderen suchen“, seufzte sie und verließ mein Büro. Wohl wissend, dass ich diesen Fall gebrauchen konnte, hechtete ich ihr hinterher und erwischte sie vor dem Aufzug, der sowieso nicht funktionierte. Ich entschuldigte mich bei ihr und wir nahmen beide auf meiner Hängematte Platz. Ich hielt es beim gründen der Detektei für unnötig einen weitere Stuhl zu kaufen. Die meisten meiner Kunde mochte ich nämlich normalerweise nicht gern genug um ihnen einen Sitzplatz anzubieten.

Wie dem auch sei, es stellte sich heraus, dass meiner guter Nachbar, Edgar Walkin, seines Zeichens der beste Halsabschneider der Stadt, sie zu mir geschickt hatte. Das erklärte auch ihre große Oberweite. Der gute Edgar weiß halt wirklich wie man sie größer macht ohne sie unecht aussehen zu lassen. Da ich mit ihren Brüsten nun also schon Bekanntschaft geschlossen hatte fragte ich auch die Frau endlich nach ihrem Namen (Da ich mir sicher war dass sie selbst ihnen keinen Namen gegeben hatte habe ich die Linke kurzerhand Melinda und die Rechte Kathrin genannt). „Mein Name ist Katharina...“ Ich war also sehr nah dran. „... Henderson, ein Bekannter von mir hat mich ihnen empfohlen, er sagte mir sie wären wohl gut im Beschatten von Leuten.“ Soweit so gut, ich sollte jemanden beschatten. Das konnte ich tatsächlich ziemlich gut. Ich war in meinen Studienjahren einem Mädchen hinterher gestalkt, müsst ihr wissen. Ich bin nicht besonders stolz drauf, aber bei meiner Karrierewahl hat es sehr geholfen.

Ich nahm den Fall also an. Es stellte sich heraus, dass sie verheiratet war, weswegen ich Melinda und Kathrin fürs Erste „Adios“ sagte als sie ging. Meine Kundin hatte dies wohl falsch verstanden und sagte mir ebenfalls „Auf Wiedersehen.“ Wer hatte denn bitte mit der gesprochen? Sie war sich allerdings ebenfalls sicher, dass ihr Mann fremd ging, weswegen es vielleicht kein Abschied für immer war. Ich schnappte mir also meine Autoschlüssel, bezahlte mit dem Vorschuss für die ersten paar Stunden (Den Rest würde ich nach getaner Arbeit erhalten) die am längsten überfälligen Rechnungen und holte mir vom übrigen Geld Abendessen.

Am nächsten Morgen parkte ich meinen dunkelroten (Schwarz wäre einfach nur auffällig) Van vor dem Nachbarhaus meiner Zielperson und wartete. Wie erwartet machte sich Katharinas Mann wie sonst auch auf den Weg zur Arbeit. Dezent und beschützt von einem Dutzend Zaubern, die meinen Wagen völlig belanglos für jeden außer Verkehrspolizisten und Schornsteinfeger erschienen ließen, folgte ich ihm bis zu seinem Arbeitsplatz, einer Schule, und wartete bis er fertig mit dem Lehren von nervigen Kleinkindern fertig war. Ich musste vor allem in den Pausen feststellen wie früh sich Kinder heutzutage entwickeln. Ich versuchte mich daran zu erinnern ob es bei meiner Tochter auch so war, aber ich konnte mich nicht einmal richtig an ihr Gesicht erinnern. Bis auf die Augen, die sie mit einer Frau teilte, die ich am liebsten umbringen würde.

Die Schulglocke, gefolgt von schreienden Kindern weckte mich auf. Es war Schulschluss und wie erwartet verließ auch meine Zielperson das Gebäude. Er sah müde aus. Kein Wunder, ich selbst hätte es keine fünf Minuten mit dieser Teufelsbrut ausgehalten. Der Mann stieg in sein Auto und fuhr los, aber nicht in Richtung zu Hause. Ich fürchtete, dass die Vorahnungen meiner Kundin stimmten, also seufzte ich und fuhr ihm hinterher. Zu meinem größten Bedauern hielt er bei einem Hotel an. Dieser Idiot, ich hätte solche Brü... so eine Frau niemals betrogen. Er nahm den Aufzug nach oben. Mit meinen geschulten Augen sah ich noch, dass er den Knopf mit der Sieben gedrückt hatte, also war wohl anzunehmen sein „Termin“ würde dort oben stattfinden. Um so unauffällig wie möglich vorzugehen ging ich wieder nach draußen, in eine Seitengasse, stieg auf eine Mülltonne (wobei ich mich in eine mir unbekannte grüne Substanz kniete) und kletterte auf die Feuertreppe. Im Nachhinein gesehen, hätte ich unauffälliger vorgehen können.

Oben angekommen kletterte ich auf einen nah-gelegenen Fenstersims und sah hinein. Die Götter waren mir hold, ich konnte den armen Lehrer sehen. Eine Frau war bei ihm. Beinahe wäre ich hinein gerannt und hätte mich verraten... bei solchen Fällen bin ich einfach nicht der Richtige. Mein Frau hat mich damals betrogen... vielleicht bin ich einfach emotional nicht mehr dafür gebaut. Doch ich bin, selbst wenn das meine Kunden nicht gerne zugeben, Profi und als ein solcher blieb mir nichts übrig als mich an die Regenrinde zu klammern und zwischendurch hinein zu sehen. Seine Affäre wurde nicht für das, was sie tat, bezahlt, so viel konnte ich von den kurzen Blicken, die ich erhaschte feststellen. Sie war nicht besonders gut. Ihre Ausdauer verblüffte mich. Ich hing fast eine halbe Stunde dort draußen und musste zum Ende hin meine Magie dazu benutzen nicht in meinen Tod zu stürzen. Dann, endlich, zeigte sie ihre wahre Farbe. Während er noch, völlig außer Atem, nach Luft rang sprossen Flügel aus ihrem Rücken und sie näherte sich ihm erneut. Ein verfluchter Succubus, ich hätte es wissen müssen. Mit einem kräftigen Ruck zog ich mich ins Zimmer. Etwas außer Gleichgewicht dadurch, dass meine Beine eingeschlafen waren, fiel ich hin. Doch bevor sie ihr dämonisches Werk beginnen konnte schaffte ich es noch mich an der Bettkante hochzuziehen und ein Bein zu fassen zu bekommen. Ohne mich zu vergewissern, dass es auch wirklich ihr Bein war stieß ich den Besitzer mit einer meiner Patentierten Druckwellen zum anderen Ende des Zimmers. Ich hörte einen dumpfen Aufprall und einen lauten Schmerzensschrei. Es war der Falsche gewesen.

Ich hatte keine Zeit mir um ihn Sorgen zu machen, da meine Gegnerin mich nun bemerkt hatte. „Warum störst du meine Arbeit?“, fragte sie mich, wobei das größtenteils interpretiert ist. Sie zischte mehr als das sie sprach. „Ist mein Job“, sagte ich und zuckte dabei mit den Schultern. Die Antwort gefiel ihr nicht und sie flog auf mich zu. Ohne lange nachzudenken duckte ich mich, so dass sie über mich hinweg raste. Aus dem Schwung heraus rollte ich mich ab und schickte mit einem weiteren Luftstoß einen Stuhl in ihre Richtung. Sie wich ihm aus und er knallte gegen die Wand. Nur knapp konnte ich den herumfliegenden Holzsplittern ausweichen. Ich war dabei auf meinem Hintern geladen, so packte sie ihre Chance und bewegte sich rasend schnell in meine Richtung. Ich hatte bereits damit gerechnet. Leichtfertig hielt ich ihr meine Hand entgegen. Sie sah geschockt aus, ich lächelte. Mit einem einzigen letzten Stoß landete sie in dem Meer aus Splittern. Ihre Flügel verschwanden wieder in ihrem Rücken, ihre Hörner zog sie wieder ein. Das Einzige was ich noch tun musste war sie aufzuheben ohne mir einen Splitter einzufangen und sie mit aller Kraft hochzuheben. Eine Sekunde später warf ich sie schon aus dem Fenster. Mission Cleared.

Ich weiß nicht was aus den Beiden geworden ist. Wahrscheinlich sind sie noch zusammen. Das ist der Nachteil daran Erinnerungen auszulöschen. Die Bastarde gewinnen am Ende. Er würde sie wieder betrügen, ich wusste das. Aber wer war ich, ihn aufzuhalten? Sie hatte ihn geheiratet. Es war nicht mein Bier. So ist das Leben als Detektiv. Liegt kein Auftrag vor ist es die Mühe nicht wert. Oder geht das nur mir so? Wer weiß.

[Bild: mamib4b.png]
Suchen
Zitieren

Beitrag: #2
vom - RE: [Original-Story] Die Treppe hoch, dann die erste Tür links
Kapitel 4 – Freunde
Es ist jeden Sonntag das Selbe. Ich stehe auf, ziehe mir Hosen an, putze mir meine Zähne, gehe in mein Büro, setze mich auf die Hängematte und lege mich wieder schlafen. Es ist nicht besonders professionell, aber ich habe halt einen Beruf bei dem man sich seine Kunden nicht aussuchen kann. Manchmal lese ich auch die Zeitung, aber nur, wenn ich mich tatsächlich danach fühle mir die ganzen Promi-Geschichten anzutun. Also eigentlich nie.

Man kann aber leider nicht immer seinen Gewohnheiten nachgehen. Manchmal schlägt der große Bruder namens Schicksal einem einfach auf die Fresse, aus welchem Grund auch immer. Weil man sich Geld von ihm leihen wollte, weil man mal mehr Taschengeld bekommt oder weil man einfach besser ist als er. Ich bin nicht besser als das Schicksal und habe ihm auch nie Geld geklaut. Warum es mich trotzdem schlägt? Weil ich Magier bin. Das Schicksal und Magier haben halt die Veranlagung Hand in Hand zu arbeiten. Wie Gandalf und der Ring, den er unbedingt dem geben musste, den das Schicksal auserwählt hatte. Ich bin Einzelgänger und da haben das Schicksal und ich dann unsere Differenzen.

Wie dem auch sei, einer meiner wenigen Freunde kam um die Tür. Der freundliche Chirurg von gegenüber: Ramirez Fletcher. Er sah ziemlich angeschlagen aus. Seine Haare zerzaust, noch im Schlafanzug, eine Zigarette im Mund und die dazugehörige Packung in der Hand. Er zitterte. Das war es nicht, was mich beunruhigte. Er war durch meine Arbeitstür gekommen. „Wie kann ich dir helfen?“, fragte ich ihn, zum ersten Mal seit langem tatsächlich an dem Job interessiert. Er sah mich an, als hätte er meine Anwesenheit bisher nicht einmal bemerkt. Erschrocken ließ er die Packung fallen. „I-Ich brauche deine Hilfe, Charles.“ Ich sah ihn besorgt an. Jedenfalls glaube ich das. Meine Gesichtsausdrücke kennen nicht viel Variation. Ich schaffe „gelangweilt“, „desinteressiert“ und „lüstern“ ganz gut, aber ansonsten ist es dem Zufall überlassen ob sich mein Gesicht der Situation anpasst. „Setz dich erst mal“, bot ich ihm einen Klappstuhl an. Aus Angst wie er sich bei seinem momentanen Zustand wohl damit verletzen würde stellte ich ihm diesen auf. „Was ist los?“ „Ich werde verklagt, auf alles was ich habe“, antwortete er mir, nun beruhigt. Es ist halt nicht verboten einen kleinen Zauber auf einen Klappstuhl zu legen damit man mit jemanden mit klarem Kopf reden kann. „Auf Alles?“ „Ja“ „Warum?“ „Schönheitsfehler.“ „Deswegen kann man dir doch wohl kaum alles abnehmen, oder?“ „Du hast die Frau nicht gesehen.“ „In letzter Zeit kamen hier nur Schönheiten vorbei.“ „Du schläfst den halben Tag, Charles.“ „...“ Mir fielen die Worte, er hatte Recht. „Sie will mich ausnehmen, aber ich schwör's dir, Charles, es verlief alles perfekt. Als sie gegangen ist sah sie noch nicht so aus!“ „Ich glaube dir ja, keine Sorge, ich kümmere mich darum.“ Ich lehnte es ab einen Vertrag aufzusetzen. Als Vorwand gab ich ihm „Ich nehme Freunde nicht aus, gibt genug Idioten denen ich das Geld aus der Tasche nehmen kann“. Es war eine Lüge und Ramirez wusste das, er kann mich zu gut dafür. Zum Glück beließ er es bei einem einfachen „Hast wohl deine Gründe.“ In Wahrheit konnte ich es einfach nicht verkraften meinem besten Freund sein Gedächtnis zu löschen. Er würde sich weder an die Detektei noch an mich erinnern. Warum ich keinen Vertrag ohne diese Klause aufgesetzt habe? Man schließt keinen Vertrag mit einem Magier ab ohne einen Preis dafür zu bezahlen und tragischer weise ist Geld nicht wertvoll genug um mir die Möglichkeit geben ein Leben zu retten. Meine Magie basiert auf Erinnerungen.

Ich redete mir ein, dass ich einfach sparsam mit meinen magischen Reserven umzugehen hatte. Also verzichtete ich auf all diesen Hinweis-Schwachsinn und betätigte mich sofort Magie um die Ursache von Ramirez' Leid herauszufinden. Ein einfacher Taschenspielertrick zeigte mir, dass das Offensichtlichste doch manchmal genau das ist, wonach man auch sucht. Jemand saugte sein Glück ab. Glück ist, wie manche es annehmen, tatsächliche in Attribut und variiert von Person zu Person. Schlimmer noch: Manche haben überhaupt keines. Wie ich zum Beispiel. Ramirez hatte immer einiges Glück. Habe nie beim Pokern gegen ihn gewonnen. Nun war es schon im negativen Bereich. Negatives Glück ist wie ein schlechter Trickfilm aus den 80igern. Wolkig mit Aussicht auf vom Himmel fallenden Blumentöpfen und Klavieren. Es war etwas schwieriger den Übeltäter zu finden. Mein Poker-Kumpel war der festen Überzeugung ich würde nach Beweisen dafür suchen, dass nicht er den Fehler begangen hätte. Jeder normale Detektiv hätte das auch getan, aber langfristig hätte das seinen Problemen nichts Gutes getan. Trotzdem schaffte ich es irgendwie seinen Tagesablauf der letzten Wochen aus ihm heraus zu quetschen. Nichts Besonderes war zu erkennen. Jedenfalls ein Stümper hätte das gesagt. Für mich war als er die Worte „Meine Tochter hat mir einen Glücksbringer gebastelt“ sagte alles klar geworden. Kinder sind für Nichts gut.

Ich ließ mir also von ihm seine Wohnung aufschließen. Warum war dem armen Kerl ein Rätsel. Ein verfluchter Talisman war immer etwas Einfaches zum ausschalten. Man malt einen kleinen Kreis mit ein paar unlesbaren Symbolen, die jeder Magier auswendig lernen muss, darauf und schon ist der Spuk vorbei. Das Selbe gilt auch für Objekte, die Götter verärgert haben und dergleichen. Ich tat also so, als würde ich Spuren sammeln und nahm in Wahrheit Ausschau nach dem Glücksbringer. Als ich ihn endlich hatte bat ich Ramirez um eine Tasse Tee und machte mich an die Arbeit. Satz mit X. Das Ding war nicht verflucht sondern besessen. Ich hasse das Schicksal. Es spielt unfair.

Mit einem Mal schoss aus dem kleinen, aus Knete bestehenden Schaf ein Dämon heraus. Nicht einmal die nette Sorte Dämon, die man in einem Schaf vermuten würde, nein, die völlig blutrünstige Sorte, die sich an dem Glück von anderen gespeist hat. Blut lief ihm aus dem Mund. Er war wohl ausgegangen und hatte jemandem das Gesicht ruiniert. So viel zu „Ursprung allen Übels“. Diese Dämonen sind solche Klischees. Das war das Einzige worauf ich nicht vorbereitet gewesen war. Meine Magiereserven würden nie dafür ausreichen. „Ramirez? Planwechsel. Könntest du bitte ganz schnell in mein Büro rennen und dir einen Roh-Vertrag aus der Schublade nehmen und ihn dann unterschreiben?“, rief ich durch die Küchentür während sich die Ausgeburt der Hölle noch zu seiner vollen Größe aufrichtete. Ramirez sah mich verwirrt an und schob seinen Kopf ins Wohnzimmer. Als er das Monster sah bekam er fast einen Herzinfarkt. „Was zur...?!“, schrie er panisch. „Mach schon!“, unterbrach ich ihn. Mit dem schwächsten Schutzwall meiner Karriere gab ich meinem besten Freund den wohl schlimmst-möglichsten Schutz. Mir blieb aber auch nichts anderes übrig. Bei dem Zeitpunkt, bei dem er an der Tür angekommen war, konnte ich nicht einmal mehr einen Bleistift fliegen lassen. Ich war ein normaler Mensch, der einem wütenden Dämon als Gegner hatte. Ramirez musste sich beeilen oder ich würde sterben. Unsicher wich ich dem ersten kräftigen Schlag des Dämons aus. Ramirez' Sofa war leider nicht so unbeschadet davon gekommen. Beim nächsten Hieb ging der Fernseher drauf. Es folgten das Bücherregal und der Computer. Ich machte ihn wütend. Das war alles andere als gut.
Dann, ohne jegliche Vorwarnung war der Vertrag aufgesetzt. Meine Kräfte kehrten zurück und ich schoss das Vieh mit einem Strahl aus massivem Licht (Es geht Kinder, eure Chemie Lehrer lügen, wenn sie was anderes erzählen) zurück in die Hölle.

Zu Letzt genanntes hatte mein Freund gerade noch so mitbekommen. Er sah mich fassungslos an. „Ich bin kein normaler Detektiv“, ersparte ich mir eine lange Erklärung. Mein Freund nickte. „Meine Bezahlung sind jegliche Erinnerungen an mich, meine Detektei und diesen Fall.“ Er konnte nur noch den ersten Buchstaben von seinem „Was?“ aussprechen als er schon in einem grünlich grellen Licht aufleuchtete und umkippte. Als er aufwachte war sein Zimmer wieder in Ordnung, seine Patienten hatten keine Narben mehr im Gesicht und der Fall wurde fallen gelassen. Außerdem hatte plötzlich eine Art Detektiv im Büro neben seiner Praxis sein Lager aufgeschlagen.
Ich war ein paar Kröten reicher und einen Freund ärmer. So ist das als Detektiv. Man kann sich seine Kunden nicht aussuchen und ein einziger Fall kann alles ändern. Ich bin ein Held, der am Ende immer alleine da steht. Scheiß auf Schicksal. Wofür habe ich das verdient?

[Bild: mamib4b.png]
Suchen
Zitieren



Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste